Kassel im 19. Jahrhundert – Aufschwung und Eingrenzung

Am Anfang des 19. Jahrhunderts wohnten 18.000 Menschen in Kassel. In weniger als 50 Jahren nahm die Bevölkerung auf das Vierfache zu und Ende des Jahrhunderts zählte Kassel fast 100.000 Einwohner.

Karte von Kassel im 19. Jahrhundert

Der Grund lag in der einsetzenden industriellen und baulichen Entwicklung: Es siedelten sich verschiedene Fabriken an, die für Kassels Entwicklung bedeutend sein sollten. Dazu gehörten etwa die Firma Henschel und die Firma Credé, die beide zunächst Lokomotiven und Eisenbahnwaggons bauten. Gerade Henschel, gegründet 1817 von Carl Anton Henschel (*1780 in Kassel; †1861 in Kassel), prägten durch seine Fabriken, Hallen und anliegenden Wohnbauten ganze Stadtgebiete. 

Im Osten und Norden von Kassel entstanden neue Arbeiterviertel, im Westen das Hohenzollern-Viertel (heute: Vorderer Westen). Die Erschließung erfolgte durch Sigmund Aschrott (* 14. Juni 1826 in Hochheim am Main; † 5. Mai 1915 in Berlin), einem deutsch-jüdischen Kaufmann, der ab 1860 Parzellen der Gemarkungen Kassel, Wehlheiden, Kirchditmold und Wahlershausen aufkaufte und den Bau von Straßen- und Platzanlagen, Kanalisation sowie Baumpflanzungen vorantrieb.

Die Stadt dehnte sich weiter aus und rückte immer näher an die umliegenden Dörfer heran. Die Beschaffung von Wohnraum war das vorherrschend Problem und u.a. ursächlich für den nächsten Schritt städtischer Entwicklung: die Eingemeindungen. Wehlheiden 1889 war der Anfang, weitere sollten folgen.

Karl Anton Theodor Henschel, Sohn von Carl Anton Oscar und Sophie Henschel. Er war Leiter der Firma Henschel von 1912 bis 1924 und erweiterte das Firmengelände mit der Erschließung eines Geländes am Mittelfeld, betrieb den Schwerpunkt Kraftwagenbau, legte Sammlungen für ein Henschel-Museum an und baute das Henschelhaus am Weinberg.
Sigmund Aschrott