Baum des Jahres

Nachhaltig die Sensibilität für das lebendige Naturgut Baum schaffen und Bäume neu entdecken: Mit diesem Ziel wählt das 1991 gegründete Kuratorium "Baum des Jahres" jährlich eine Baumart aus. Ein Exemplar vom Baum des Jahres wird jedes Jahr in Kassel gepflanzt und schlägt in einem anderen Stadtteil seine Wurzeln.

Nur was man kennt, liebt und schätzt, dafür setzt man sich ein

Um diesem Motto gerecht zu werden, liegt die Pflanzung vom "Baum des Jahres" in Kassel in Kinderhand. Die gewählte Baumart soll dazu einladen, ein nachhaltiges, baumfreundliches Verhalten zu entwickeln und das Interesse einer breiten Öffentlichkeit zu wecken. Kita-Gruppen oder Grundschulklassen im jeweils ausgewählten Kasseler Stadtteil kümmern sich um die Pflanzung des Baumes des Jahres und lernen so ein Stück Umgang mit der Natur. Denn im Vorfeld bereiten sich die Kinder immer sehr sorgfältig auf die Aktion vor.

Stadtbaurat Christoph Nolda, Alfred Thiele (Ortbeirat Waldau), Erzieherinnen und Kinder der "Raupen"-Gruppe aus der benachbarten städtischen Kindertagesstätte Waldau II pflanzten mit Mitarbeitern des Umwelt- und Gartenamts eine Rotbuche im Wahlebach-Grünzug.

Dieser Tradition folgend haben Umweltdezernent Christof Nolda und Alfred Thiele, Ortsbeitratsmitglied des Stadtteils Waldau, gemeinsam mit den „Raupen“ der Städtischen Kindertagesstätte Waldau II jetzt eine Rotbuche auf einer Grünfläche an der Waldemar-Petersen-Straße gepflanzt.

Seit mittlerweile 18 Jahren wird unter der Regie des Umwelt- und Gartenamts der jeweilige Baum des Jahres an unterschiedlichen Orten in Kassel gepflanzt. Umweltdezernent Christof Nolda: „Die Pflanzung des Baums des Jahres ist mittlerweile eine echte Institution in Kassel. Mit Waldau stehen Bäume des Jahres in nunmehr 18 Stadtteilen. Kassel gewinnt dabei mit jedem neuen Baum nicht nur ein Stück Aufenthalts- und Lebensqualität hinzu - wir passen gleichzeitig unseren Baumbestand auf den Klimawandel an. Ich freue mich, dass es in diesem Sinne ganz gute Zukunftsaussichten für junge, einheimische Rotbuchen gibt.“

Anders als es der Name vermuten lässt, hat die Rotbuche grünes Laub. Die Buche mit rotem Laub ist die Blutbuche, eine kultivierte Art der Rotbuche. Der Name Rotbuche rührt daher, dass ihr Holz im Vergleich zu anderen Holzarten eher rötlich erscheint. Die Rotbuche war 1990 schon einmal der „Baum des Jahres“. Die erneute Wahl fiel auf sie, weil der Klimawandel auch der Rotbuche stark zugesetzt hat. Auf der anderen Seite erweisen sich junge Buchen als robust und anpassungsfähig. Untersuchungen an Jungwüchsen zeigen, dass die Buche mit klimatischen Veränderungen umgehen und sich von jungen Jahren an den Standortbedingungen anpassen kann. Für diesen prächtigen Baum gibt es also Hoffnung.

Die Rotbuche ist Baum des Jahres 2022

Die Rotbuche ist eine der meist verbreiteten Laubbaumarten in Deutschland. Sie hat sich nach der letzten Kaltzeit in Südeuropa aus der Orientbuche entwickelt. Begünstigt wurde ihre Ausbreitung auch durch den menschlichen Einfluss, der das natürliche Landschaftsbild veränderte. Die Menschen lichteten Wälder aus und ließen ihr Vieh dort weiden. Die Rotbuche konnte sich in den Eichenmischwäldern und neuen Freiflächen ansiedeln und wurde zur vorherrschenden Baumart. Nachdem im Mittelalter das Waldroden den Höhepunkt erreicht hatte und nur noch ein Drittel der Landschaft mit Wäldern bedeckt war, wurde zunächst mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Die Rotbuche wurde dadurch sehr stark zurückgedrängt. Fichten und Kiefern konnten sich aber nicht dauerhaft halten. Seit ca. 30 Jahren ist die Rotbuche wieder mehr in den heimischen Wäldern zu finden. Die Rotbuche kann bis zu 45 Meter hoch und etwa 300 Jahre alt werden. Die älteste Buche in Europa wächst in den österreichischen Kalkalpen und ist 550 Jahre alt.

Attraktive Erscheinung

Die Rotbuche ist ein besonders attraktiver Laubbaum. Die dicht verzweigten Äste formen mit dem dichten Laub ein eindrucksvolles, satt grünes Blätterdach. Besonders in Hallenwäldern, Wälder ohne viel Unterwuchs, kommen die astfreien, hohen Stämme mit der ausladenden Krone besonders zur Geltung. Im Herbst färben sich die Blätter in verschiedene Farbtöne zwischen gelb, orange bis braun und erzeugen eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. Die Rotbuche hat eine besondere Überlebensstrategie. Als typischer Waldbaum ist sie besonders schattentolerant. Dort wo sie wächst, wächst sie nahezu konkurrenzlos. Im Frühjahr treiben zunächst die Jungpflanzen am Waldboden Blätter aus, dann ergrünen die jüngeren Buchen im Unterholz. Danach erst bilden die alten und hohen Buchen das typisch dichte Blätterdach aus. So bekommen auch die Jungpflanzen zu Beginn des Frühjahrs genügend Licht. Die Jungpflanzen verharren, bis sie jahreszeitlich bedingt oder durch den Ausfall von Bäumen wieder mehr Licht erreicht und wachsen dann weiter. Da nur die eigenen Jungpflanzen eine solche Schattentoleranz aufweisen, können sich in reinen Buchenwäldern kaum andere Gehölze entwickeln. Dennoch ist ein Buchenwald sehr artenreich, besonders Insekten und Pilze fühlen sich hier wohl und die Bucheckern locken viele Kleintiere und Vögel an.

Nutzung

Die Rotbuche ist für die Waldbewirtschaftung ein wichtiger Waldbaum. Ihr Stamm fungiert als Wasserspeicher für das Ökosystem im Wald und gibt Niederschlagswasser in trockenen Zeiten wieder in den Boden ab. So werden Dürren abgemildert. Auch ihr Bauholz ist begehrt - ähnlich hart wie das der Eiche, jedoch anfälliger gegen Feuchtigkeit. Daher ist der Einsatz nur für Innen geeignet: Möbel, Fußböden und Treppen, Furniere und Schichtholzplatten werden gern aus Rotbuchenholz gefertigt. Außerdem hat das Holz einen sehr hohen Brennwert und wird als Brennholz oder auch zur Herstellung von Holzkohle verwendet.

Hier stehen die Bäume des Jahres in Kassel

2022 Rotbuche - Wahlebach-Grünzug an der Waldemar-Petersen-Straße
2021 Stechpalme - Heilkräutergarten im Botanischen Garten
2020 Gewöhnliche Robinie - Grünfläche zwischen "Am Felsenkeller" und "Linderweg", Fasanenhof
2019 Flatterulme - Grünfläche "Am Kubergraben", Harleshausen
2018 Esskastanie - Marienkirche, Bettenhausen
2017 Fichte - Dorothea-Viehmann-Park, Niederzwehren
2016 Winterlinde - Kleingartenverein Süsterfeld/Helleböhn
2015 Feldahorn - Park Rothenditmold
2014 Traubeneiche - Grundschule Jungfernkopf
2013 Wildapfel - Bettenhausen
2012 Europäische Lärche - Grundschule Schenkelsberg, Oberzwehren
2011 Elsbeere - an der Drusel/ Stockwiesen, Kirchditmold
2010 Vogelkirsche-  im Druselgrünzug, Vorderer Westen
2009 Bergahorn - auf dem Spielplatz Lindenberg, Forstfeld
2008 Walnuss - im Nordstadtpark, Nordstadt
2007 Kiefer - auf dem Warteberg, Philippinenhof/Warteberg
2006 Schwarzpappel - im Park Schönfeld, Südstadt
2005 Kastanie - auf dem Festplatz, Wolfsanger