Jaroslawl: Wolga-Stadt im Goldenen Ring

Kurz vor der Auflösung der Sowjetunion entstand im Zeichen der damaligen Entspannung die Verbindung Kassels in den Norden Russlands.

Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ist diese Städtepartnerschaft ausgesetzt.

Die Stadt Jaroslawl ist Regionshauptstadt. Sie liegt am Fluss Wolga 282 Kilometer nordöstlich von Moskau entfernt und zählt ca. 637.000 Einwohner. Die Oblast Jaroslawl wurde 1936 als Verwaltungseinheit geschaffen und stellt einen der 72 Regierungsbezirke von Russland dar. Die Industrie- und Verwaltungsstadt ist Teil des sogenannten „Goldenen Ringes“, der sich als ein Gebiet alter russischer Städte von Moskau bis zur Wolga erstreckt und touristisch erschlossen ist. Die Stadt ist über den Wasserweg mit fünf Meeren verbunden und hat eine Anbindung an die Transsibirische Eisenbahn.

Jaroslawl ging aus einer slawischen Siedlung hervor und wurde um 1010 von Fürst Jaroslawl dem Weisen zur Stadt erhoben. Zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert entwickelte sich ein reger Handelsverkehr; der hieraus resultierende Reichtum ist noch heute an den prächtigen historischen Gebäuden der Stadt abzulesen. Zahlreiche Klöster und Kirchen (über 100 an der Zahl!) erlangten ebenso Weltruf wie die Baukunstschule oder das erste russische Nationaltheater, das 1750 mit dem Namen Wolkow-Theater gegründet wurde. Neben den geschichtsträchtigen Zeugnissen der Stadt hat Jaroslawl verschiedene Hochschulen, Museen, ein Planetarium und andere interessante Institutionen vorzuweisen. Weitere Jahresveranstaltungen wie ein Jazzfestival auf der Wolga oder regelmäßige Glockenspielerwettbewerbe beleben das kulturelle Leben der Stadt.

Die Städtepartnerschaft zwischen Kassel und Jaroslawl wurde offiziell 1988 begründet, während die Öffnung des Ostens durch Stichworte wie Glasnost und Perestroijka in aller Munde waren und den Umbruch des sowjetischen Systems betitelten. Auf Initiative der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft und des Magistrats der Stadt Kassel wurde Jaroslawl als sechste Partnerstadt Kassels zum Zeichen der zukünftigen gegenseitigen Kooperation offiziell in einem Vertrag als Partner anerkannt. Die Begegnungen der Bürgerinnen und Bürger aller Alters- und Interessengruppen beider Städte waren zahlreich und wurden vom 1992 gegründeten Verein „Partner für Jaroslawl e. V.“ mitgetragen und organisiert.

In Jaroslawl wurde ein gemeinsam restauriertes russisches Holzhaus zur Begegnungsstätte zwischen Kassel und der russischen Stadt. Während der russischen Wirtschaftskrise der 90er-Jahre leitete die Partnerstadt Kassel umfassende Spenden- und Hilfsprogramme ein, die der russischen Seite Unterstützung boten. Seit 1996 arbeitete das Ost-West-Wissenschaftszentrum der Universität Kassel zusammen mit Jaroslawl an Maßnamen zur Verwaltungsreform der dortigen Stadtverwaltung. Parallel bestand seit 1991 zwischen dem Land Hessen und der Oblast Jaroslawl ein Partnerschaftsvertrag, der in wirtschaftlichen Gemeinschaftsaktivitäten seine praktische Umsetzung fand und 1993 zur Gründung eines Kooperationsbüros in Jaroslawl führte.