Mulhouse: Teil der Freundschaft mit Frankreich

1965 entstand die Partnerschaft zwischen Kassel und Mulhouse - als Teil der deutsch-französischen Freundschaft, die Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer im Elysée-Vertrag vereinbart hatten.

Place de la Réunion à Mulhouse

Die Stadt Mulhouse oder auf Deutsch Mülhausen wird als „Südpforte“ des Elsaß bezeichnet und ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor dieser Region. Mit einer Einwohnerzahl von rund 111.000 befindet sich die zweitgrößte Stadt des Elsaß im Dreiländereck Schweiz, Deutschland und Frankreich. Fast ein Fünftel der Einwohner ist ausländischer Herkunft.

Im Jahre 803 fand der Ort Mulhouse erstmals Erwähnung. In Folge von häufigen Überschwemmungen machte die Stadt aus der Not eine Tugend und baute eine Mühle, die bis heute - neben der Namensgebung - das städtische Sinnbild geblieben ist. 1798 wurde Mülhausen französisch, zuvor gehörte es als kleine, unabhängige Republik der schweizerischen Eidgenossenschaft an.

Mülhausen ist stark von seiner Geschichte geprägt und bewahrt aus dieser ein beachtliches Erbe sowie zahlreiche Museen. Die historische Innenstadt hat sehenswerte, herrschaftliche Stadthäuser ehemaliger Industrieller sowie eine Arbeitersiedlung vorzuweisen, die für viele Gartenstädte Europas als Modell diente. Der „Place de la Réunion“, der Rathausplatz, wird vom historischen Rathaus flankiert, das mit seinen Wandgemälden eine Besonderheit der rheinländischen Renaissance darstellt. In Mülhausens Umfeld (Ungersheim) findet man zudem das größte Freilichtmuseum Frankreichs, das Ecomusée. Das berühmte Automobilmuseum zeugt mit rund 500 Fahrzeugen vom industriellen Werdegang Mülhausens und hebt gleichzetig die Vielzahl und Qualität der technischen Museen dieser Stadt hervor.

Der wirtschaftliche Aufschwung, der seit dem 18. Jahrhundert vor allem im Textilbereich einsetzte, machte Mülhausen zum „französischen Manchester“, wovon das städtische Stoffdruckmuseum erzählt.
Außerdem zu besuchen sind unter anderem das Feuerwehrmuseum, das Elektrizitätsmuseum Electropolis und das französische Eisenbahnmuseum, welches 150 Jahre Eisenbahngeschichte dokumentiert. Auch ein Tapetenmuseum besitzt Mülhausen – ebenso wie seine Kasseler Partnerstadt! Mülhausen zählt – nach Paris – die meisten Museumsbesucher Frankreichs.

Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, verfügt die Stadt neben ihren traditionellen Plätzen und Bauten, wie beispielsweise dem Zoologischen und dem Botanischen Garten aus dem 19. Jahrhundert, über neuere Stadtviertel wie das Noveau Bassin: ein städtebauliches Projekt, das seit zwanzig Jahren Wohnanlagen, Büroräume, Einrichtungen und Grünanlagen vereint. Ein Schmuckstück dieser Anlage ist die kulturelle Hochburg Filature des Architekten Claude Vasconi.

Ein modernes Sinnbild für Mülhausen stellt der Europa-Platz mit dem 1972 eingeweihten, 100 Meter hohen Europa-Turm mit Drehrestaurant dar. Auf diesem Platz ist unter anderem auch das Wappen der Partnerstadt Kassel im Pflaster verewigt. Die Städtepartnerschaft zwischen Kassel und Mülhausen wurde 1965 offiziell besiegelt und stellte zwanzig Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs ein symbolisches Zeichen der Völkerverständigung zwischen Frankreich und Deutschland dar. Dieser Gedanke wird durch die städtepartnerschaftlichen Beziehungen seit vielen Jahren in Reisen und Begegnungen durch Jugendliche, Sportler, Musiker, Karnevalisten, Senioren und andere Bürger gepflegt und aufrecht erhalten.