Blühflächen

Eine gesündere Lebensumwelt für Bürgerinnen und Bürger: Blühflächen entziehen der Atmosphäre mehr CO2 als einfache Rasenflächen - echte CO2-Senker im urbanen Raum. Sie weisen eine hohe Artenvielfalt auf und bieten für heimische Insekten und Kleintiere ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Blühflächen in der Stadt entwickeln sich prächtig

An vielen Stellen in Kassel grünt und blüht es in diesen Tagen ungewohnt üppig. Das Umwelt- und Gartenamt hat in den letzten Jahren neben einjährigen Blühflächen immer mehr dauerhafte Blumenmischungen eingesät, die zwar etwas Zeit brauchen, um sich zu etablieren, aber dann dauerhafte und stabile Flächen bilden. 

Zu sehen sind größere mehrjährige Blühflächen z.B. im Bereich der Holländischen Straße nördlich der Schenkebier Stanne, an der Frankfurter Straße am Fuße des Weinbergs und am Autobahnzubringer am Auestadion. Dort hat sich in mittlerweile ein großer, wunderbar lila blühender Bestand von Wiesen-Salbei gebildet.

„Durch weitere blühende Kräuter hat sich hier im Mittelstreifen der Loßbergstraße eine so attraktive Blühfläche entwickelt, dass sich mancher Autofahrer an der Ampel bestimmt eine längere Rotphase gewünscht hätte,“ vermutet Dr. Anja Starick, die Leiterin des Umwelt- und Gartenamts. 

„Ein schöner Gruß nicht nur für die vielen Tausend Pendler, die die Strecke jeden Tag fahren und sich am farbenfrohen Bild erfreuen können, sondern auch ein bedeutsames Nahrungsangebot für sehr viele Insekten, insbesondere Hummeln,“ freut sich Stadtbaurat Christof Nolda. Die Bestäubung vom Wiesen-Salbei erfolgt hauptsächlich durch sie, da die Pflanzen in der Blüte einen speziellen Mechanismus haben, der es nur ihnen ermöglicht, an den Nektar zu gelangen („Schlagbaummechanismus“). Nach der Hauptblütezeit wird die Fläche meist Mitte Juli gemäht, dadurch verjüngt sich der Bestand, die Pflanzen treiben erneut aus und blühen im September ein zweites Mal.

Die derzeit schönste Blühfläche hat sich an der Loßbergstraße entwickelt. Auch hier wächst Wiesen-Salbei, derzeit prägt aber vor allem ein großer Bestand des Blauen Natternkopfes das Bild. Die einheimische, aufrecht wachsende Pflanze wird etwa 100 cm hoch und blüht auffällig hellblau. Sie wird ebenfalls gerne von Hummeln, aber auch Bienen und Schmetterlingen beflogen. Über 40 Schmetterlingsarten sollen als Besucher festgestellt worden sein. 

Auch an anderen Stellen in der Stadt, z.B. bei den neu gepflanzten Beuys-Eichen in der Druseltalstraße, werden solche mehrjährigen Blühstreifen zukünftig die Straßenräume mehr und mehr gestalten und einen wertvollen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität leisten. Die Mittelstreifen von Straßen eignen sich hierzu besonders, weil diese kaum betreten werden können und es keine Probleme mit Bodenverdichtungen durch Trittbelastungen oder Befahren gibt. So können sich die mehrjährigen Pflanzen weitgehend ungestört entwickeln und durch Selbstaussaat weiter vermehren.

Blühflächen mit nichtheimischem Saatgut

Die Stadt Kassel hat seit 2011 auf mehr als 15, über die gesamte Stadt verteilten Einzelflächen, fast 5.000 Quadratmeter Blühflächen und Blumenwiesen mit farbenprächtigen nichtheimischen Blumenmischungen von unterschiedlichem Charakter angesät. 

Diese Blühflächen sind insbesondere für Bienen eine wichtige Bereicherung des Nahrungsangebotes. Imker schätzen diese Flächen auch deshalb, weil sie bis zum Herbst Nektar liefern. Ansonsten müssen Imker in Nordhessen oft schon ab Ende Juni zufüttern, da den Bienen nicht mehr genügend Nahrung zur Verfügung steht. Dies ist ein Vorteil der nichtheimischen Blühflächen.

In Kassel wurde Wert darauf gelegt, sich zunächst gezielt um die vergessenen Randbereiche, Unorte und Restflächen zu kümmern.
So sind jetzt viele Kasseler Verkehrsinseln, Autobahnzubringer, Nebenflächen von Hauptverkehrsstraßen, Straßenränder oder bislang  unscheinbare Grünfläche deutlich attraktiver und bunter. 

Blühfläche am Rand einer viele befahrenen Straße

Blühflächen mit heimischem Saatgut

Neben den farbenprächtigen nichtheimischen Blumenmischungen sind, insbesondere in der Peripherie der Stadt, große Areale mit einheimischen Kräutern angesät worden. Bereits in 2010 wurde in Kassel fast 6 Hektar einer Blühwiese mit einheimischem Saatgut angelegt. Diese Fläche wird erst im Frühjahr gemäht, um Vögeln auch im Winter ein Nahrungsangebot zu geben. Auch im Winter sind diese Landschaften ästhetisch sehr reizvoll.

Blühflächen ohne Ansaat

Schon 2009 wurde im Kasseler Stadtteil Nordshausen, im Bereich des aufgeschütteten Erdwalls am Stadtrand (Autobahn A 44) zirka 7 Hektar Sukzessionsfläche geschaffen. Sukzessionsfläche bedeutet in diesem Zusammenhang, dass hier bewusst nichts eingesät, sondern der Vegetationsentwicklung bzw. Natur freien Lauf gelassen wurde. Inzwischen hat sich dieser magere Standort zu einer wundervoll vielseitigen Blühfläche entwickelt.

Hintergrund

Ein reicher Genpool sorgt für die Gesunderhaltung und Anpassungsfähigkeit von Organismen, Arten und ganzen Ökosystemen - auch im städtischen Raum. Dieses Anpassungspotential zu erweitern und aufrecht zu erhalten ist in Zeiten des Klimawandels eine der dringlichen Aufgaben. Blühflachen bieten nicht nur Erholungswert und Wohlfühlfaktor, sie erfüllen das Bedürfnis vieler Menschen nach Ästhetik und Naturerleben - auch in der Stadt. Ganz neben können die Böden auch mit einem geringen Einsatz von Arbeitskraft und Kapital genutzt werden und verursachen dadurch nicht zuletzt auch weniger Kosten.