Neue Technik ermöglicht insektenfreundliches Mähen

Grün in der Stadt ist Erholungsraum für Menschen und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Art und Weise, wie Grünflächen bewirtschaftet werden, bestimmt die Lebensraumqualität wesentlich mit. Um diese zu verbessern, entwickelt das Umwelt- und Gartenamt die Grünflächenbewirtschaftung kontinuierlich weiter.

Projektingenieurin Maura Bunke und Schlepperfahrer Dieter Icke vom Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel bei der Vorstellung des insektenfreundlichen Mähwerks.

Dies betrifft auch den Maschinenpark, der jetzt um ein Mähwerk mit einem „Insektenretter“ erweitert wurde. Der sorgt dafür, dass beim Mähen so wenig Insekten wie möglich zu Schaden kommen und er schützt gleichzeitig Nagetiere und kleine Säugetiere.

In Deutschland sind viele wildlebende Tierarten in ihrer Existenz bedroht. „Städten kommt daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt zu – und Insekten nehmen dabei eine wichtige Rolle ein“, sagt Jörg Gerhold, Abteilungsleiter Grünflächen beim Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel. Das Umwelt- und Gartenamt habe auf diese Herausforderung längst reagiert: „Wir erhöhen nicht nur durch die farbenprächtigen Blühflächen im Stadtgebiet die Nahrungsgrundlage vieler Insekten, sondern tragen durch Veränderungen in der Grünflächenunterhaltung zum Insektenschutz bei.“

Vielen Bürgerinnen und Bürgern sei bereits aufgefallen, dass einige Grünflächen und Parkanlagen in diesem Jahr weniger intensiv gemäht werden. Dadurch kommen auch die Gräser zur Blüte und bieten vielen Kleinstlebewesen über Wochen und Monate einen wertvollen Lebensraum mitten in der Stadt.

Das Umwelt- und Gartenamt bewirtschaftet im Stadtgebiet etwa 220 Hektar Rasenflächen. Zu einem großen Teil werden sie während der Sommermonate je nach Witterung ein- bis zweiwöchentlich kurz gemäht. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Streuobstwiesen und Wegränder, die im Jahr nur ein- oder maximal zweimal gemäht werden.

In diesem Jahr wurde in ca. 40 Grünanlagen die Rasenpflege vollständig oder auch nur in Teilbereichen extensiviert, indem die Anzahl der Mähgänge deutlich reduziert worden ist. Größere, zusammenhängende und weniger intensiv genutzte Flächen lässt man weiterwachsen, während entlang der Wege regelmäßig ein schmaler Streifen freigehalten und kurz gemäht wird. Auch die Gräser können so vielerorts ihre attraktiven Blüten und Samenstände zeigen und die Flächen werden für viele Insekten Lebensraum und Rückzugsort.

Das Umwelt- und Gartenamt versucht im Rahmen der Grünflächenpflege sowohl die erfreulicherweise zunehmenden Interessen des Naturschutzes zu berücksichtigen und gleichzeitig die Nutzungsanforderungen aus der Bevölkerung in Einklang zu bringen - ganz ohne Pflege geht das nicht.

Damit durch das notwendige Mähen so wenig Insekten wie möglich zu Schaden kommen, setzt das Umwelt- und Gartenamt auf neue Technik zum insektenfreundlichen Mähen. Daher kommt in diesem Jahr erstmals ein spezielles Mähwerk mit einem „Insektenretter“ zum Einsatz.

„Vor dem Mähwerk befindet sich ein herunterklappbarer Bügel mit abgewinkelten Zinken. Der Insektenretter versetzt die Gräser schon vor dem Mähen in Bewegung und gibt so den Insekten und Kleinstlebewesen die Möglichkeit, rechtzeitig abzuheben und wegzufliegen“, erläutert Projektingenieurin Maura Bunke vom Umwelt- und Gartenamt. Auch Nagetiere und kleine Säugetiere können so noch rechtzeitig vor dem Mähwerk ausweichen. Darüber hinaus lässt das Mähwerk das Untergras auf einer Höhe von sechs bis acht Zentimeter stehen, sodass für die Tiere Ausweichmöglichkeiten bestehen.