Desire Lines

Vom Parkweg entlang des Küchengrabens biegt David Hardings poetischer Pfad auf das Gelände der Kunsthochschule ab.

Sehnsuchtszeilen eines Liebenden
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„Desire Lines“ – also „Trampelpfade“ – sind durch Nutzung entstandene Wege jenseits offizieller Streckenführung. Einen solchen Pfad hatte Harding an der Kunsthochschule entdeckt und mit Platten belegen lassen.

documenta-Kunstwerk "Desire Lines" im Schatten von Beuys-Bäumen

In regelmäßigen Abständen ist in diese Platten jeweils ein Wort eingelassen. Zitiert werden auf Englisch und in der Gegenrichtung auf Deutsch zwei Zeilen aus Samuel Becketts Gedicht „Cascando“ von 1936: „If you do not love me I shall not be loved / If I do not love you I shall not love”. In der Übersetzung von Eva Hesse: „Liebst du mich nicht so werde ich nicht geliebt / Lieb ich nicht dich so werde ich nicht lieben“. Der Text der Sehnsuchtszeilen wird beim Abschreiten des Weges Wort für Wort lesbar.

Das Athener Gegenstück (auf Englisch und Griechisch) wurde im Rizaris-Park angelegt. Über diese poetische Geste hinaus band sich der Künstler in die Grundthematik der documenta 14 ein. Bei seinen Recherchen zu Beckett fand er heraus, dass die neuen irischen Patrouillenboote „Samuel Beckett Class“ genannt werden. Und Schiffe dieser Serie waren vor der Libyschen Künste an der Rettung von Geflüchteten beteiligt. 

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Unter dem Motto „Von Athen lernen“ verteilt Adam Szymczyk die Ausstellung auf zwei gleichberechtigte Standorte. Das räumlich und zeitlich erweiterte Format soll der Institution im Spannungsfeld zwischen Kassel und der griechischen Hauptstadt neue Impulse verleihen. In einer umfassenden Politisierung widmet sich die Doppelausstellung dem Krisengeschehen überall auf der Welt. Kunst sieht sie als ein Mittel zur Erforschung sozialer Prozesse. Zu ihren Themenschwerpunkten gehören Vertreibung, Migration, Unterdrückung von Minderheiten und andere gesellschaftliche Problemfelder im globalen Rahmen. Das multiperspektivische Unterfangen versteht sich als Widerstandsgeste gegen alle Arten von Wahrheitsbeanspruchung und daraus resultierende Repressionen. Als transdisziplinärer Prozess nutzt die documenta 14 vielfältige Medien und partizipatorische Ereignisformen.

Künstler David Harding: Geboren 1937 in Edinburgh. Künstler und Lehrer zunächst in Nigeria, später in Schottland. Initiator von Projekten mit sozialpolitischem Engagement und unmittelbarem Umweltbezug. 1985 Gründer des Environmental Art Programme an der Glasgow School of Art. Teilnehmer documenta 14.
Kunstwerk Desire Lines; Betonplatten je 40 x 40 cm, Buchstaben aus Zinnbronze. Weglänge ca. 26 m, Breite 80 cm
Ausstellung documenta 14; 2017
Standort Kunsthochschule Kassel, Menzelstraße 13-15, Freigelände Nordbau

Rundgang zu den Außenkunstwerken

Es gibt verschiedene  Rundgänge zu den documenta-Außenkunstwerken. "Desire Lines gehört zum Parcours Staatspark Karlsaue. Auf der Karte finden Sie die verschiedenen Rundgänge und Kunstwerke in der Nähe.

Objektstandorte, die sehr nahe beieinander liegen, erscheinen als Zahlen. Durch Anklicken der Kreise wird die Darstellung entzerrt, und die Kunstwerke lassen sich einzeln ansteuern.