Lumbung ist eine aus den ländlichen Gebieten Indonesiens stammende Praxis, bei der die überschüssige Ernte zum zukünftigen Wohl der Gemeinschaft in einer gemeinsamen Reisscheune gelagert und nach kollektiv bestimmten Mechanismen verteilt wird.
Indem die documenta fifteen lumbung nicht nur als Thema, sondern vielmehr als zugrundeliegende Praxis begreift, zielt sie auf neue Wege, internationale künstlerische Praktiken mit einem gemeinschaftlich ausgerichteten Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen – nachhaltig zu machen. Grundsätze wie Kollektivität und gemeinschaftliches Arbeiten, Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung stehen dabei im Vordergrund.
Die Hände und die in ihren Umrissen visualisierten Seile als Kernelement des visuellen Erscheinungsbildes der documenta fifteen stehen für eine unbegrenzte Gemeinschaft, die eine nachhaltige Zukunftsstrategie eröffnet. Sie versinnbildlichen die Haltung und Geste von lumbung. Die Farbpalette des Designs ist von natürlichen Textilfarben inspiriert, wie sie seit Generationen bei der Herstellung traditioneller textiler Produkte in Indonesiens verwendet werden. Die eingesetzten Farben stammen größtenteils aus dem Osten Indonesiens, wo lumbung noch heute aktiv praktiziert wird.
Kaum jemand hatte mit einer solchen Erfolgsgeschichte gerechnet, als die documenta 1955 begleitend zur Bundesgartenschau erstmalig eröffnet wurde. In der Ruine des zerstörten Museum Fridericianum präsentierte Arnold Bode, Ideengeber und Initiator der Weltkunstausstellung, gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Werner Haftmann die Entwicklungen der Kunst seit dem frühen 20. Jahrhundert, die während der NS-Zeit nicht gezeigt werden durfte. Seit dieser Zeit durchlief die documenta vielfältige Veränderungen. Die wechselnden Kuratorinnen und Kuratoren brachten jeweils ihre Sicht auf die Gegenwartskunst ein und stießen dabei immer auch gesellschaftspolitische Diskussionen an. Auch die nächste Ausstellung reiht sich hier nahtlos ein, wird die Weltkunstausstellung doch erstmals von einem Künstlerkollektiv geleitet.