Georg Lewandowski, 1993 bis 2005

Als erster CDU-Politiker überhaupt trat Georg Lewandowski (*19.8.1944) im Jahr 1993 das Amt des Kasseler Oberbürgermeisters an. Die Wahl löste große Aufmerksamkeit aus, da Kassel zuvor eine Hochburg der SPD gewesen war. Seine Wahl war Zeichen des Bürgerprotestes.

Georg Lewandowski

Erster CDU-Politiker im Amt des Kasseler Oberbürgermeisters

Die Einführung einer Getränkesteuer, das massenhafte Aufstellen von Verkehrshindernissen („Lollis“) und die Errichtung einer Holztreppe auf dem zentralen Königsplatz waren die drei Hauptpunkte, an denen die Bürger Anstoß nahmen. „Lollis“ und Getränkesteuer konnte Lewandowski schnell „kippen“, doch die Königsplatztreppe blieb lange ein Streitthema.

Georg Lewandowski, der aus „kleinen Verhältnissen“ stammt, wurde im ostpreußischen Schmidtsdorf geboren. 1950 zog er mit seiner Familie nach Kassel in den Stadtteil Oberzwehren.

Lewandowski besuchte die Volksschule und anschließend eine private Handelsschule. Dem Schulabschluss folgte eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann in einem Kasseler Textilgeschäft. Nach der Lehre verpflichtete er sich bei der Bundeswehr, die er mit dem Dienstgrad Stabsunteroffizier verließ. Über die Fachschule für Wirtschaft des Deutschen Gewerkschafts-Bundes erwarb er die Fachhochschulreife und schloss das Studium als staatlich geprüfter Betriebswirt ab, ehe er 1973 als kaufmännischer Angestellter bei der AEG eine Beschäftigung aufnahm. Schnell wurde er Leiter der Personalbetreuung, für die er von 1974 bis 1988 verantwortlich war. Nach seiner Tätigkeit als Personalleiter der AEG, die er 1988 übernahm, wurde er 1991 in den Hessischen Landtag gewählt.

Ein Grundstein für den politischen Weg Georg Lewandowskis wurde 1970 durch den Eintritt in die CDU gelegt. 1973 wurde er Stadtverordneter der Stadt Kassel. Bis zu seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister 1993 bekleidete er verschiedene Führungsämter innerhalb seiner Partei. Die Geschicke der Stadt Kassel lenkte Lewandowski von 1993 bis 2005. Dabei legte er besonderen Wert auf Bürgernähe.

Archivbild von Georg Lewandowski aus dem Jahr 1994

Zu den Aufgaben, denen sich Georg Lewandowski während seiner Amtszeit stellte, gehörten die Weiterentwicklung Kassels zur wirtschaftlichen und kulturellen Metropole. Auch die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 war Bestandteil seiner Arbeit, die zugleich auch das Selbstbewusstsein der in der Stadt Kassel lebenden Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflusste. Genauso zählten der Flughafenausbau Kassel-Calden, das Güterverkehrszentrum, der Industriepark Waldau oder auch das Technologie- und Gründerzentrum zu den Projekten, die erfolgreich angegangen wurden. Ziel war es, durch solche Maßnahmen den Standort Kassel als Logistikdrehscheibe in der Mitte Deutschlands zu fördern.

Die Weltkunstausstellung documenta verlor unter Lewandowski an Distanz zum Bürger und wurde zum Imageträger für Kassel. Zu Beginn seiner Amtszeit war die Position vieler Bürgerinnen und Bürger zur modernen Kunst noch sehr viel kritischer als heute. Seit März 1999 darf Kassel stolz den Namenszusatz documenta-Stadt führen. So ist diese Bezeichnung auf allen Ortsschildern und offiziellen Briefköpfen versehen.

Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Kinder-, Jugend- und Familienfreundlichkeit, denen Lewandowski einen hohen Stellenwert zumaß. Auch die Zusammenarbeit mit der Universität Kassel wurde weiter vorangetrieben, stellvertretend dafür steht der Erstsemesterempfang 2004, als das Rathaus fast aus allen Nähten platzte.

Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt Lewandowski, als er im Jahr 2000 ohne öffentliche Ankündigung die Holztreppe auf dem Königsplatz abreißen ließ. Der Abriss fand in der Bevölkerung weitesgehend Zuspruch, hatte aber für Lewandowski ein juristisches Nachspiel.

Die Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Kassel endete für Georg Lewandowski im Jahr 2005. Seine Nachfolge trat der SPD-Politiker Bertram Hilgen an. Bei seiner offiziellen Verabschiedung am 11. Juli 2005 im Bürgersaal des Rathauses hielt Lewandowski es zum Abschied wie Paulchen Panther mit den Worten: „Heute ist nicht aller Tage; ich komm wieder keine Frage.“ Lewandowski wurde zu seinem Abschied eine Reproduktion des Gemäldes „Markt auf dem Königsplatz“ überreicht, da es sich dabei um sein Lieblingsbild handelte, das zuvor viele Jahre sein Dienstzimmer schmückte. 2006 wurde Lewandowski wieder Mitglied der Kasseler Stadtverordnetenversammlung, aus der er im Jahr 2016 ausschied.