Wolfram Bremeier, 1991 bis 1993

Wolfram Bremeier (*15.12.1939) trat am 25. Februar 1991 die Nachfolge von Hans Eichel an, als dieser Hessischer Ministerpräsidenten wurde.

Wolfram Bremeier (2008)

Nachhaltige Entscheidungen in kurzer Amtszeit

Noch am Wahlabend wurde Bremeier mit der offiziellen Amtskette geschmückt. Zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits die politische Arbeit im Rathaus nicht unbekannt.

Wolfram Bremeier wurde 1939 in Jena geboren und lebte bis zum 12. Lebensjahr auf einem Dorf im Kreis Eisenach mit seiner Familie in der damaligen DDR. Im Juni 1952 kamen Bremeier und seine Familie nach Göttingen. Er besuchte die Volksschule und anschließend eine zweijährige Handelsschule. Noch bevor er eine Lehre als Kaufmann in einer Baufirma begann, arbeitete er ein Jahr lang im Büro seines Vaters. Nach der Lehre wurde Bremeier als Angestellter übernommen.

Nachdem ihn die Justizverwaltung Niedersachsen im mittleren Dienst eingestellt hatte und er Beamter wurde ging der Ortswechsel jetzt Schlag auf Schlag. Nacheinander arbeitete er an den Amtsgerichten Hannover, Northeim, Herzberg und Göttingen. Von 1961 bis 1965 drückte er wieder die Schulbank. An der Abendschule in Göttingen (1961 - 1963) erwarb er die mittlere Reife. Er schied 1963 aus dem Justizdienst aus um über den zweiten Bildungsweg am Braunschweiger Kolleg (1963 - 1965) zum Abitur zu gelangen. Bremeier studierte von 1965 bis 1970 in München und Göttingen Volkswirtschaft und schloss das Studium als Diplomvolkswirt ab. Nach dreijähriger Tätigkeit in der Stadtverwaltung Göttingen ging er 1974 als Kämmerer nach Hann. Münden. Diese Stelle hatte er sechs Jahre inne.

Schon früh begann Bremeiers Interesse für Politik, 1965 trat er der SPD bei. Bevor Bremeier 1991 Stadtoberhaupt Kassels wurde, übte er verschiedene Ämter innerhalb der Stadtverwaltung aus. Von 1980 bis 1985 war er Dezernent für Wirtschaft und Verkehr, daneben nebenamtlich von 1980 bis 1988 Geschäftsführer der Bundesgartenschau 1981 GmbH und ab 1982 Stadtkämmerer. Des Weiteren hatte er die Ämter der Vorstandsvorsitzenden der Städtischen Werke AG und der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG im Nebenamt von 1985 bis 1989 inne.

Wolfram Bremeier (1990)

Eine seiner kommunalpolitischen Anliegen war es, für eine bessere Integration älterer Menschen zu sorgen, vor allem im Bereich der Gestaltung von Freizeit- und Bildungsangeboten.

In seiner Amtszeit hat Bremeier nachhaltige stadtentwicklungspolitische Entscheidungen getroffen. Ein eindrucksvolles Beispiel für gelungene Konversion ist die Marbachshöhe im Stadtteil Bad Wilhelmshöhe. Der Grundstein für die Bebauung der Unterneustadt wurde gelegt sowie die Entwicklung um den ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe und die Tiefgarage Friedrichsplatz. Ein weiterer Schritt waren die Modernisierung der Stadthalle und die Entwicklung der Industrie- und Gewerbegebiete in Waldau.

Bremeier positionierte die KVG und die Städtischen Werke neu und machte sie wettbewerbsfähig. Eine erfolgreiche Kooperation beim ÖPNV wurde in Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden eingeleitet. Die ersten Niederflurstraßenbahnen Deutschlands fuhren durch Kassel. Der erste Abschnitt der Helleböhntrasse wurde eingeweiht.

 
Großen Wert legte Wolfram Bremeier während seiner Amtszeit auf ein eigenständig eingerichtetes Kulturdezernat. Die Modernisierung des Ottoneums und eine erfolgreiche documenta IX wurden in diesem Zeitraum angegangen. Weiterhin können nur beispielhaft genannt werden, dass ein ehrgeiziges Kindertagesstättenprogramm aufgelegt wurde, die Stadtbäder Mitte und Ost saniert und die Berufsschulen ausgebaut und modernisiert wurden. Eine Neustrukturierung des Einwohnermeldeamtes und dessen Bezirksstellen wurden vorgenommen, um dem Bürger mehr Service und Kundenfreundlichkeit zu bieten.

Nach seiner kurzen Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Kassel wurde Bremeier bei der ersten OB-Direktwahl am 4. Juli 1993 von dem Christdemokraten Georg Lewandowski abgelöst. Ausgangspunkt war die verlorene Kommunalwahl vier Monate zuvor, die die SPD auch wegen ihrer Verkehrspolitik ("Lollis") mit Einbußen von rund 20 Prozent verloren hatte. 

Nach seiner Amtszeit als Oberbürgermeister ging Bremeier nach Leipzig, wo er von 1993 bis 2000 als Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft für Beteiligungen der Stadt Leipzig tätig war. Es folgte von 2000 bis 2002 der Posten des Geschäftsführers der Deutschen Nahverkehrsgesellschaft in Hannover. Seit 2003 war Bremeier in Kassel ein paar Jahre selbständig tätig als Berater. Darüber hinaus ist er ehrenamtlich im kulturellen Leben der Stadt engagiert.