Viele Institution kümmern sich in Kassel um Menschen in prekären sozialen und finanziellen Verhältnissen. Das Engagement reicht von günstigen oder kostenfreien Mahlzeiten über kostenlose ärztliche Behandlungen, aufsuchende Arbeit oder Versorgung mit warmer Kleidung, insbesondere in der kalten Jahreszeit.
Gemeinsam gegen Armut - die Pakthilfe
Im Rahmen der Pakthilfe sind Projekte und Maßnahmen im Stadtgebiet Kassel förderfähig, die sich explizit an Personen bzw. Personengruppen aus Kassel richten, die besonders von Armut betroffen oder gefährdet sind, beispielsweise:
- Aktionen und Formate in Anlehnung an die jährliche bundesweite Aktionswoche „ Zu gut für die Tonne“ (Öffnet in einem neuen Tab) oder ähnliche Formate
- Aufsuchende Hilfe, wie z. B. Ausweitung von mobilen Angeboten (Getränke, Lebensmittel, Hygieneartikel, ambulante mobile Sprechstunden)
- Günstige oder kostenfreie Mahlzeiten, die über das reguläre Angebot hinausgehen
- Unterstützungsleistungen im Rahmen des Hitzeschutzes
- Unterstützungsleistungen im Rahmen des Erfrierungsschutzes für Wohnungslose
- Besondere Formate an Infoveranstaltungen zu Angeboten und Leistungen
- Besonders aufbereitetes neu aufgelegtes Info-Material (einfache Sprache, Fremdsprachen).
Gefördert werden Projekte, die im Laufe des Jahres 2024 in der Stadt Kassel umgesetzt werden. Antragsberechtigt sind gemeinnützige Initiativen, Einrichtungen und Organisationen sowie private bzw. nachbarschaftliche Initiativen, die in Kassel ansässig sind und hier ihre wesentliche Wirkungsstätte haben. Antragsstellende mit Sitz außerhalb Kassels können Anträge für Projekte stellen, die im Stadtgebiet Kassel umgesetzt werden. Die maximale Fördersumme beträgt 5.000 Euro. Die Projekte dürfen frühestens am Tag der Antragstellung beginnen und sollen bis zum
30. Juni 2025 abgeschlossen sein. Förderfähige Ausgaben sind Sachmittel und in begründeten Fällen auch Honorare. Weiterführende Informationen zur Antragsstellung und dem Verfahren entnehmen Sie bitte der Förderrichtlinie
Förderbedingungen 2024
Was kann gefördert werden?
Im Rahmen der Pakthilfe sind Projekte und Maßnahmen im Stadtgebiet Kassel förderfähig, die sich explizit an Personen bzw. Personengruppen aus Kassel richten, die besonders von Armut betroffen oder gefährdet sind. Die Umsetzung des Projekts muss in der Stadt Kassel erfolgen.
Wer ist antragsberechtigt?
Antragsberechtigt sind gemeinnützige Initiativen, Einrichtungen und Organisationen sowie private bzw. nachbarschaftliche Initiativen, die in Kassel ansässig sind und hier ihre wesentliche Wirkungsstätte haben. Antragsstellende mit Sitz außerhalb Kassels können Anträge für Projekte stellen, die im Stadtgebiet Kassel umgesetzt werden.
Wie hoch ist die Maximalförderung?
Die Förderung beträgt maximal 5.000 Euro.
Welche Ausgaben sind förderfähig?
Förderfähige Ausgaben sind Sachkosten, die eine unmittelbare oder mittelbare Wirkung für Menschen haben, die von Armut bedroht oder betroffen sind. In Ausnahmefällen und nach vorheriger Abstimmung sind auch Honorare für explizit im Rahmen des Projektes eingesetztes zusätzliches Personalförderfähig.
Welche Ausgaben sind nicht förderfähig?
Nicht förderfähig sind:
- Personalkosten
- Aktivitäten, die hauptsächlich Werbezwecken dienen
- ausschließlich öffentlichkeitsorientierte Aktionen (z.B. öffentliche Veranstaltungen)
- die Förderung aus „Pakthilfe“ als Quer‐/Kofinanzierung für ein größeres Projekt.
Sind Eigenmittel erforderlich?
Kosten für das Projekt, die über die Maximalförderung von 5.000 Euro hinausgehen, müssen aus Eigenmitteln oder sonstigen Einnahmen (z. B. Spenden) getragen werden.
Wann ist der Förderzeitraum?
Projekte, für die eine Zuwendung aus der Pakthilfe 2024 beantragt werden, dürfen frühestens am Tag der Antragstellung beginnen und sollen bis zum 30. Juni 2025 abgeschlossen sein. Die Projekte haben keine Mindestdauer – es können auch Einzelaktionen gefördert werden.
Ist ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn möglich?
Projekte dürfen frühestens am Tag der Antragstellung beginnen. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Bewilligung einer Zuwendung für die beantragten Projekte. Wird mit dem Projekt begonnen, bevor der Förderbescheid erstellt wurde, liegt das Finanzierungsrisiko beim Antragstellenden.
Bis wann muss der Antrag eingereicht werden?
Zuwendungen aus der Pakthilfe 2024 können in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Mittel bis zum 31. Oktober 2024 beantragt werden. Der Antrag soll vollständig ausgefüllt über das Onlineformular eingereicht werden.
Wie erfolgt die Projektabrechnung?
Die Verwendung der Mittel muss spätestens zwei Monate nach Ablauf des Förderzeitraums nachgewiesen werden. Bei Zuwendungen bis zu 2.500 € ist die Abgabe einer Erklärung über die zweckentsprechende Verwendung der Förderung anstelle eines vollständigen Verwendungsnachweises ausreichend. Die Nachweisführung erfolgt über einen Online‐Prozess, der die notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellt. Nichtverbrauchte Mittel müssen an die Stadt Kassel zurückgezahlt werden.
Was ist Armut?
In klassischen Ansätzen wird Armut als relative Armut mit dem Grad an Unterschreitung durchschnittlicher Lebens- und vor allem Einkommensstandards beschrieben: In der Europäischen Union gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens im jeweiligen Mitgliedsstaat erzielt. Doch dieser Ansatz allein greift zu kurz. Armut hat viele Gesichter.
Der Mangel an materiellen Ressourcen ist gekoppelt mit einer massiven Einschränkung von Lebenschancen. Armut hat eine soziale, kulturelle und auch psychische Dimension. Sie wirkt sich negativ auf die Einstellungen und Haltungen zum eigenen Leben aus. Wenn man permanent auf Möglichkeiten verzichten muss, die für andere selbstverständlich sind, dann ist das sehr häufig mit Hoffnungslosigkeit, Scham, Resignation und Rückzug verbunden. Die Gefahr der Vereinsamung von Armut betroffener Menschen ist hoch. Die geringeren Möglichkeiten zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben gehen einher mit schlechteren Wohnsituationen und gesundheitlichen Belastungen. Stigmatisierung, Ausgrenzung und die Unterstellung der eigenen „Schuld“ an der eigenen Lebenssituation forcieren solche Entwicklungen.
Nicht zuletzt: Armut betrifft auch Menschen, die nicht arm sind. Auch die Angst vor Armut und dem damit einhergehenden sozialen Statusverlust belastet und kann krankmachen. Der Nobelpreisträger Amartya Sen konstatiert: Armut ist ein Ausdruck eines Mangels an Verwirklichungschancen. Diese Definition führt direkt zu einer möglichen Leitidee des Pakts:
Der Kasseler Pakt gegen Armut setzt sich zum Ziel, die Lebenslagen von Armut betroffener Menschen in unserer Stadt zu verbessern und ihre Teilhabechancen spürbar zu stärken.
Grundlagen für den Pakt gegen Armut
Die materiellen Standards, also das Niveau der Transferzahlungen, lassen sich durch eine Kommune, zumindest kurz- und mittelfristig, nicht beeinflussen. Gleichwohl kann die Kommune durch ihre organisatorischen, infrastrukturellen und kommunikativen Aktivitäten sowie durch adäquate Angebote und Instrumente einen Beitrag leisten, um die Lebenslagen armer und von Armut betroffener Menschen spürbar zu verbessern. Ausgangspunkt des Pakts ist eine präzise Analyse der Lage. Dazu gehört aber auch, die Bekämpfung der Armut nicht nur als reaktive Politik zu verstehen und zu betreiben, sondern es muss auch dafür sensibilisiert werden, wodurch zukünftig Armut entstehen und wie dies verhindert werden kann. Auf dieser Basis wird das gemeinsame Vorgehen der unterschiedlichen Akteure ausgerichtet werden.
Im Kern geht es auch um folgende grundlegende Fragen:
- Was muss getan werden, um die bestehende Förderlandschaft stärker sozialräumlich, kooperativ und interdisziplinär zu vernetzen?
- Wie kann eine wirkungsvolle Steuerung erreicht werden, welche die bestehenden Aktivitäten effektiver aufeinander bezieht und deren Ergebnisse dadurch verbessert?
- Wer kann einen Beitrag leisten, um präventive und reaktive Antworten auf armutsstrukturierende Lebenslagen zu geben?
Schritt 1: Analyse der Armut im städtischen Raum
Eine wesentliche Grundlage für die Arbeit des Pakts bildet zunächst eine datengestützte Analyse der Armutslage in der Stadtgesellschaft.
Die soziale Lage der aktuell oder perspektivisch von Armut Betroffenen ist facettenreich. Die einen können sich aus eigener Kraft durch gute Arbeits- und passende Förderangebote selbstständig entwickeln. Andere brauchen die konkrete und direkte Unterstützung, um über die Runden zu kommen. Vor allem auch durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine ist ein zusätzlicher Handlungsdruck entstanden, der besondere Anstrengungen verlangt.
Schritt 2: Analyse bereits vorhandener Ansätze und Netzwerke
Es gibt in Kassel durch EU-, bundes-, landes- und kommunalspezifische Förderinstrumente viele innovative Projekte in den Bereichen Arbeit, Soziales, Bildung und Gesundheit. Diese werden durch die Kommune, aber auch durch verschiedene andere Träger und Akteure gesteuert.
Die bereits vorhandenen Förderpotenziale und Netzwerke sollen identifiziert und sichtbar gemacht werden.
Die Struktur des Pakts
Ein Wort vorweg: In Kassel engagiert sich eine große Anzahl von Institutionen und Trägern, Vereinen und Ehrenamtlichen gegen Armut. Und dies durchaus erfolgreich. Es gibt zivilgesellschaftliche und städtische Arbeitsgruppen, Arbeitskreise, Bündnisse, Netzwerke, Runde Tische und Räte, Experten- und Entscheidungsgremien sowie weitere Austauschformate. Das Sozialamt ist beispielsweise mit eigenen Vertreterinnen und Vertretern in über 100 Formaten vertreten. Auch das Jugendamt, um ein weiteres Beispiel zu benennen, ist in einem sehr hohen Maß mit vielen verschiedenen Formaten in die Stadtgesellschaft aktiv eingebunden. Allen zivilgesellschaftlichen und städtischen Akteurinnen und Akteuren ist bewusst, dass zur Prävention von Armut und zur Förderung sozialer Teilhabe spezifische Lebenslagen von Kindern, Alleinerziehenden, Langzeitarbeitslosen und älteren Menschen sowie die damit verbundenen Gesundheits-, Wohn-, Kontakt und Arbeits- und Lerngewohnheiten berücksichtigt werden. Dabei wird selbstredend davon ausgegangen, dass neben materiellen Leistungen auch soziale Kontakte und die Realisierung partizipativer Angebote maßgeblich sind. Die Zahlen begründen nachdrücklich den vorliegenden Ansatz einer Identifizierung von Ressourcen und Aktivitäten auf kommunaler Ebene, deren Vernetzung für einen wirkungsvollen Einsatz sowie die Notwendigkeit einer Entwicklung und gemeinsamen Abstimmung lokaler Armutsbekämpfung und Armutsprävention.
Warum ein Pakt?
Ein Pakt unterscheidet sich von den bereits oben benannten Formaten durch ein höheres und allen bewusstes Maß an Verbindlichkeit. Netzwerke werden geknüpft, Pakte werden geschmiedet. Dies ist verbunden mit einer deutlichen Ansage an die Öffentlichkeit: Die Kasseler Stadtgesellschaft nimmt Armut nicht hin, sondern versucht aktiv, gegen diese vorzugehen. Der Pakt ist ein unmissverständlicher Ausdruck dieser Haltung.
Die Paktstruktur
Der Pakt basiert auf vier Paktforen mit jeweils 15 bis maximal 20 Mitgliedern. Die Foren gründen sich den Handlungsfeldern Wohnen inklusive Energie- und Lebenshaltungskosten, Kinder- und Familienarmut, Altersarmut sowie Arbeit und soziale Teilhabe.
Die Mitglieder der Foren kommen aus den verschiedensten sozialen Arbeitsbereichen, aus Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften sowie aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft.
Die Foren entsenden jeweils zwei Sprecherinnen und Sprecher in den Paktrat, der unter dem Vorsitz von Sozialdezernent Dr. Norbert Wett zusammenkommt.
Der Paktrat
Im November 2022 trafen sich die Sprecherinnen und Sprecher der Foren des Kasseler Pakts gegen Armut in dem sogenannten Paktrat zusammen. Gemeinsam haben sie die Struktur und erste Arbeitsschritte der Paktforen festgelegt. Die Mitglieder der Foren kommen aus den verschiedensten sozialen Arbeitsbereichen, aus Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften sowie aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft.
Die Gesichter des Rates
Die Foren entsenden jeweils zwei Sprecherinnen und Sprecher in den Paktrat, der unter dem Vorsitz von Sozialdezernent Dr. Norbert Wett zusammenkommt.
Sprecher des Forums „Wohnen, Energie- und Lebenshaltungskosten“ sind der GWG-Geschäftsführer Uwe Gabriel und Alexander Ponelies, damals Geschäftsführer des Caritas Verbandes Nordhessen-Kassel. Dezernentin Nicole Maisch kümmert sich gemeinsam mit der Regionalgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rosa Hamacher um das Forum „Kinder- und Familienarmut“. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Region Kassel Tamara Morgenroth verantwortet zusammen mit der Leiterin des Kasseler Sozialamts Anja Deiß-Fürst das Forum zur „Altersarmut“. Das vierte Forum „Arbeit und soziale Teilhabe“ schließlich wird von Katja Kairies vom Jobcenter der Stadt Kassel und Denis Müller, Leiter der Kommunalen Arbeitsförderung, vertreten.
Moritz Butt und Jannik Zindel der Universität Kassel, Mitarbeiter von Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, begleiten zudem den Pakt wissenschaftlich.
Die Pakt-Foren
Paktforum I: Wohnen, Energie- und Lebenshaltungskosten
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine akute Herausforderung. Diese Thematik wurde zur Vermeidung von Doppelstrukturen aus dem Pakt gegen Armut in das „Kasseler Bündnis für bezahlbares Wohnen“ überführt. Dort werden Strategien entwickelt, um bezahlbare Wohnungen zu sichern und den Wohnungsmarkt transparenter zu gestalten. Projekte wie soziale Wohnungspolitik und Kooperationen mit Wohnungsbaugesellschaften sind hierbei von zentraler Bedeutung.
Paktforum II: Kinder- und Familienarmut
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt auf, dass sich in Deutschland rund 21 Prozent aller Kinder mindestens fünf Jahre dauerhaft oder immer mal wieder in einer Armutslage befinden. Weitere 10 Prozent leben kurzzeitig in dieser Armutslage. Der häufigste Grund für Kinderarmut in Deutschland ist die Arbeitslosigkeit der Eltern. Auch Alleinerziehenden steht häufig nicht genug Geld zur Verfügung. Weil sie oft keine ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind finden, können sie nur in Teilzeit arbeiten und landen schnell unterhalb der Armutsgrenze. Daneben tritt Kinderarmut in Familien mit drei oder mehr Kindern gehäuft auf, vor allem, wenn nur ein Elternteil erwerbstätig ist.
Dezernentin Nicole Maisch kümmert sich gemeinsam mit der Regionalgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rosa Hamacher um das Forum „Kinder- und Familienarmut“.
Paktforum III: Altersarmut
Es wird mit einem stetigen Wiederanstieg der Altersarmut gerechnet, weil das Gros der Arbeitslosen, Teilzeitbeschäftigten, Minijobber und Geringverdienenden geringere Renten bekommen wird und das Rentenniveau der heutigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zuge der letzten Rentenreformen gesenkt wurde. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung an. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge geht mittlerweile davon aus, das nahezu einem Drittel der Bevölkerung Verarmung im Alter droht.
Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Region Kassel, Tamara Morgenroth, verantwortet zusammen mit der Leiterin des Kasseler Sozialamts, Anja Deiß-Fürst, das Forum zur „Altersarmut“.
Paktforum IV: Arbeit und soziale Teilhabe
Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt, dass ein immer größer werdender Anteil von arbeitslosen Menschen der sozialen Lage „Armut“ zugeordnet werden muss. Nach den zuletzt verfügbaren Daten waren rund zwei Drittel der Arbeitslosen der sozialen Lage „Armut“ zuzurechnen und nur noch acht Prozent der sozialen Lage „Mitte“. Auch diese Entwicklung hat sich seit den neunziger Jahren erheblich verschärft.
Das vierte Forum „Arbeit und soziale Teilhabe“ wird von Katja Kairies vom Jobcenter Stadt Kassel und Denis Müller, dem Leiter der Kommunalen Arbeitsförderung, vertreten.
Die Handlungsfelder „Gesundheit“ und „Integration“ werden als Querschnittsthemen in allen vier Paktforen mitbearbeitet werden.
Die Arbeit der Foren:
In den Foren werden bestehende Ressourcen und Aktivitäten des jeweiligen Handlungsfelds identifiziert, vernetzt und optimiert. (Bilanz und Standortbestimmung: Was wird bereits unternommen? Was funktioniert? Wo sind Bedarfe?) Neue lokale Ansätze zur Armutsbekämpfung und Armutsprävention werden entwickelt und durchgeführt. Im Idealfall werden Leuchtturm-Projekte initiiert und realisiert.
Jedes der Foren verfügen über zwei Sprecherinnen beziehungsweise Sprecher. Diese organisieren die Sitzungen der Paktforen. Unterstützt werden sie vom Paktkoordinator, der auch für die Protokollführung verantwortlich ist und in den Foren jeweils zu Beginn der Sitzungen über die Arbeit der anderen Foren berichtet. Der Sitzungsrhythmus wird vom jeweiligen Forum selbst bestimmt.
Die Sprecherinnen und Sprecher bilden den Paktrat unter dem Vorsitz des Sozialdezernenten. Der Sitzungsrhythmus wird vom Paktrat selbst bestimmt.
Einmal im Jahr treffen sich alle Mitglieder der Paktforen zu einer Paktkonferenz, auf der die Arbeitsergebnisse vorgestellt werden und über neue Ansätze diskutiert wird.
Der gesamte Prozess wird von der Universität Kassel begleitet und unterstützt.
Die Motivation der Paktratsmitglieder
Der Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden
- Newsletter Juli 2024, barrierefreiPDF-Datei4,8 MB
- Newsletter Februar 2024, barrierefreiPDF-Datei3,1 MB
- Newsletter August 2023, barrierefreiPDF-Datei3,4 MB
- Newsletter Juni 2023; barrierefreiPDF-Datei2,9 MB
- Newsletter März 2023; barrierefreiPDF-Datei2,0 MB
- Newsletter Dezember 2022; barrierefreiPDF-Datei2,5 MB
5 Fragen an den Paktkoordinator Carsten Höhre
Mit dem „Pakt gegen Armut“ bündelt die Stadt Kassel die Kräfte zur Armutsbekämpfung. Was steckt genau hinter dahinter?
Die Stadt und die Zivilgesellschaft engagieren sich seit langer Zeit in vielfältiger Weise gegen Armut. Nun wird der Kasseler Pakt gegründet, um auch den neuen Herausforderungen begegnen zu können. Es werden bestehende Ressourcen und Aktivitäten auf kommunaler Ebene identifiziert, miteinander vernetzt und wirkungsvoller eingesetzt. Gleichzeitig werden neue lokale Ansätze zur Armutsbekämpfung und Armutsprävention entwickelt und durchgeführt. Und warum ein Pakt? Ein Pakt unterscheidet sich von anderen Formaten durch ein höheres und allen bewusstes Maß an Verbindlichkeit. Netzwerke werden geknüpft - Pakte werden geschmiedet. Dies ist verbunden mit einer deutlichen Ansage an die Öffentlichkeit: Die Kasseler Stadtgesellschaft nimmt Armut nicht hin, sondern versucht, aktiv gegen diese vorzugehen. Der Pakt ist ein unmissverständlicher Ausdruck dieser Haltung.
Was genau sind die Ziele und wie will man sie konkret erreichen?
Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Amartya Sen hat einmal formuliert: Armut ist ein Ausdruck eines Mangels an Verwirklichungschancen. Diese Definition führt direkt zu einer Leitidee des Pakts: „Der Kasseler Pakt gegen Armut setzt sich zum Ziel, die Lebenslagen und die Lebenschancen von Armut betroffener Menschen in unserer Stadt zu verbessern und ihre Teilhabechancen spürbar zu stärken.“
Um diese Ziele zu erreichen, wird in vier Paktforen gearbeitet. Diese kümmern sich um die Handlungsbereiche Wohnen, Energie-und Lebenshaltungskosten, Kinder- und Familienarmut, Altersarmut sowie Arbeit und soziale Teilhabe. Die Foren entsenden jeweils ihre Sprecherinnen und Sprecher sowie deren Stellvertretungen in den Paktrat unter Vorsitz der Bürgermeisterin und Sozialdezernentin. Von dort werden die jeweiligen Ansätze der Foren in den politischen Entscheidungsprozess eingespeist. Eine jährliche Paktkonferenz aller Forenmitglieder ergänzt die Struktur. Die erste Arbeitskonferenz, in der sich unter anderem die Foren konstituieren werden, findet am 16. November 2022 statt.
„Pakt gegen Armut“ – das hört sich ja schon etwas bedrohlich an. Sind denn in Kassel so viele Menschen arm? Und wann ist man überhaupt arm?
Die Armutsquote steigt in fast allen deutschen Großstädten an. Mit rund 18 Prozent hat sie auch in Kassel einen hohen Stand erreicht. Hinzu kommt, dass steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten die Lebenssituation vieler Menschen beeinträchtigen. Wenn ich die aktuellen Zahlen betrachte, dann haben wir in Relation zum Vorjahresmonat eine Inflationsquote von 7,9 Prozent, eine Steigerung der Haushaltsenergiekosten von 46,4 Prozent und einen Anstieg der Preise für Nahrungsmittel von 16 Prozent. Die Situation entwickelt sich zurzeit dramatisch. Klassisch definiert wird Armut als relative Armut mit dem Grad an Unterschreitung durchschnittlicher Lebens- und vor allem Einkommensstandards. In der EU gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens im jeweiligen Mitgliedsstaat erzielt.
Allein - dieser Ansatz allein greift zu kurz, denn Armut hat viele Gesichter. Ein Mangel an materiellen Ressourcen ist stets gekoppelt mit einer massiven Einschränkung von Lebenschancen. Armut hat eine soziale, kulturelle und auch psychische Dimension. Sie wirkt sich negativ auf die Einstellungen und Haltungen zum eigenen Leben aus. Wenn man permanent auf Möglichkeiten verzichten muss, die für andere selbstverständlich sind, dann ist das sehr häufig mit Hoffnungslosigkeit, Scham, Resignation und Rückzug verbunden.
Wie und wer ist auf die Idee gekommen, den „Pakt gegen Armut“ zu schmieden?
Der Pakt war politische Forderung, die von der damaligen Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich aufgenommen wurde und nun umgesetzt wird. Die Entwicklung von Armut seit der Corona-Krise und deren Verschärfung durch den Krieg in der Ukraine machen ein entsprechendes Handeln erforderlich. Ich gehe spätestens seit der überaus gut besuchten Auftaktveranstaltung des Paktes am 16. September von einem breiten Konsens in Stadtgesellschaft und der Stadtpolitik zu Gunsten des Paktvorhabens aus.
Wer macht da alles mit?
Das Vorhaben kann nur gelingen, wenn sich möglichst viele relevante Akteurinnen und Akteure aktiv einbringen. Auch hier bin ich seit unserer Auftaktveranstaltung guten Mutes. Deren Teilnehmende kamen aus verschiedenen sozialen Arbeitsbereichen, aus Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften sowie aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft. Auch eine Reihe interessierter Bürgerinnen und Bürger waren vor Ort dabei. Alle eint sie das Interesse am Angehen der Armut in unserer Stadt. Viele haben bereits ihren Willen bekundet, im Pakt aktiv mitzuarbeiten.
Zur Person: Carsten Höhre, 62 Jahre alt, Sozialwissenschaftler, verheiratet, 2 erwachsene Kinder. Bei der Stadt Kassel seit 2017, vorher als Koordinator des nordhessischen Beschäftigungspakts bei der Wirtschaftsförderung Region Kassel. Von 2017 bis 2021 Integrationsbeauftragter. Seit 2019 bei der Kommunalen Arbeitsförderung, zuletzt als Abteilungsleiter, seit August 2022 Koordinator des „Pakts gegen Armut“. Dazu weiterhin seit 2017 städtischer Moderator des Runden Tisch der Religionen, des Arbeitskreises der muslimischen Gemeinden und der muslimischen Notfallbegleitung.
Kontakt
Paktkoordinator: Carsten Höhre
Erreichbarkeit: paktgegenarmutkasselde