Digitalisierung: GWG und GWGpro stoßen Denkprozesse an

Wie werden wir morgen in Kassel wohnen, wie werden wir lernen? In zwei Workshops diskutierten Teilnehmer die Auswirkungen der Digitalisierung. Dabei wurde auch deutlich: Vieles ist möglich – man muss nur den Mut haben, es zu machen.

Diskutieren Chancen einer smarten Stadt(v.li.): Heiko Breidenbach (Kassel Marketing), Futurologe Max Thinius, Peter Ley (Geschäftsführer GWG), Carina Wagener (Leiterin Smart Kassel Büro), Dr. Olaf Hornfeck (Vorstandsmitglied Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH, KVV).

Kassel hat sich auf den Weg in die Zukunft gemacht. Als „Modellprojekt Smart City“ wurde die Stadt in diesem Jahr vom Bundesinnenministerium als eine von bundesweit 32 Kommunen für eine Förderung ausgewählt. Die Entwicklung einer Smart City‐Strategie ist in vollem Gange und konkrete Umsetzungsprojekte sollen in den nächsten Jahren folgen. Dadurch gewinnt der bereits 2018 von Oberbürgermeister Christian Geselle eingeleitete Prozess hin zur Smart City weiter an Dynamik. Digitale Technologien sollten in Kassel als Instrument zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt werden – für mehr Teilhabe und mehr gesellschaftliches Miteinander. 

Den Ball nahmen die städtische Wohnungsbaugesellschaft (GWG) und die Projektentwicklung GmbH GWGpro gerne auf und luden Architekten, Planer und Experten aus der Stadt an zwei Tagen zu Workshops ein. Gemeinsam mit dem Futurologen Max Thinius diskutierten die Teilnehmer Visionen und Ziele des smarten Wohnens und Lernens. 

Max Thinius forscht und arbeitet zu Themen wie Digitalisierung, gesellschaftliche Entwicklung, Wirtschaft, Finanzmarkt, Stadt- und Regional-Entwicklung, bis hin zu Gesundheit, Ernährung, Bildung und Politik. Aus dieser ganzheitlichen Betrachtung werden viele Möglichkeiten der Zukunft oft erst sichtbar. Er sagt: „Man kann dem Digitalen ja viel anhängen, aber es bietet vor allem unendlich viele neue Möglichkeiten zur Gestaltung einer neuen Wirtschafts- und Lebensqualität – wenn wir uns mit den positiven Möglichkeiten bitte erst einmal auseinandersetzen.“ Und das taten die Workshop-Teilnehmer intensiv. 

Carina Wagener vom Smart Kassel Büro im Rathaus stellte dabei die Grundprinzipien einer Smart City und die Kasseler Vision heraus: „Unsere Städte und Quartiere gemeinsam lebenswert, energie- und ressourcenschonend zu gestalten, ist unser Ziel. Dabei soll analoges und digitales Leben Hand in Hand gehen – um die Menschen im Quartier wieder besser zu vernetzen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen.“ Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind dabei das Werkzeug – zum Beispiel wenn es darum geht, Einkäufe nach Hause oder Abfall zum Recyclinghof zu bringen, eine E-Bike-Flotte gemeinsam zu nutzen, Kinder oder ältere Personen zu betreuen oder einen Gemeinschaftsgarten zu bewirtschaften.

Smartness fängt aber schon bei Planung und Bau neuer Gebäude an, wie es GWG-Geschäftsführer Peter Ley als Gastgeber eindrucksvoll unterstrich: „„Die Zeiten, in denen wir funktionale Hüllen aus Stein und Beton bauten, um sie dann den Bewohnern, Lehrenden und Lernenden zur Verfügung zu stellen, sind längst vorbei. Unsere Devise lautet: Erst der Mensch, dann der Rest. Und so denken wir unsere Projekte von innen heraus, um sie für die aktuellen Bedürfnisse zu gestalten und gleichzeitig auch wandelbar für die Zukunft zu halten.“  Dazu gehöre vor allem der Aspekt der Nachhaltigkeit, der nach dem „Cradle-to-cradle“-Prinzip („von Wiege zu Wiege“, sinngemäß „vom Ursprung zum Ursprung“) bei Materialwahl und Konstruktion im Kreislauf der Materialien angewandt werde. Dabei setzt man auf „reine“ Materialien – also Holz oder Beton – die leicht demontiert und wiederverwendet werden können. Das Gebäude von heute fungiert also als Materiallager von morgen.

Der aus Berlin live zugeschaltete Architekt Frank Müller (Büro C.F. Møller Architects aus Kopenhagen) erläuterte den nach diesem Prinzip entworfenen, bundesweit beachteten Sieger-Entwurf für den Neubau der Offenen Schule Waldau. „Dieser bildet in Kassel den Auftakt einer Reihe von Gebäuden, die zukunftsfähiges Lernen ermöglichen, die nachhaltig erstellt werden und in denen die Architektur positiv zum Lernerfolg beiträgt, sozusagen ein Gebäude als dritter Pädagoge“, skizzierte Peter Ley eingangs das Projekt.  Der Entwurf der Skandinavier schafft eine Lernlandschaft, in die auch Stadtteilbibliothek und Jugendzentrum integriert sind. Darüber hinaus stehen im Entwurf Konstruktionsweisen und Materialien, durch die 50 Prozent weniger CO2-Emmissionen verursacht werden. Die Offene Schule Waldau wird so auch zu einem wichtigen Beitrag für nachhaltiges und klimagerechtes Bauen. 

„Auch im Wohnungsbau, vor allem bei in unseren Bestandsgebäuden, werden wir die Zukunft antizipieren um entsprechend zu handeln“, brachte Peter Ley einen weiteren Schwerpunkt in die Workshops ein. Das Sanieren im Bestand kann sich dabei sehen lassen: Die bundesweit hohe Quote von 66 Prozent modernisierter Wohnungen unterstreicht die Philosophie der GWG, ihren Mietern ein guter und langfristiger Partner zu sein. „Die Wohnungen von Morgen verlangen nach funktionalen Bädern, die auch im Alter noch gut nutzbar sind. Und das Arbeiten am Computer wird künftig häufiger als noch vor der Corona-Pandemie im häuslichen Bereich stattfinden: Nur zwei Aspekte, die bei Neubau aber auch Sanierung eine große Rolle spielen“, sagte Peter Ley abschließend.