Medien-Projekt für Grundschulkinder

Kassels Kinder werden fit gemacht für den kompetenten Umgang mit dem Internet. Die Stadt hat dazu in Kooperation mit der gemeinnützigen Medienbildungsagentur medienblau das Projekt "Klickstarter" entwickelt. Kasseler Grundschülerinnen und Grundschüler sprechen darüber, wie sie sich sicher im Internet bewegen können.

„Lern-Apps, Chatgruppen für Klassen oder Videos schauen bei youtube: In unserer zunehmend digitalisierten Welt ist es von entscheidender Bedeutung, dass Kinder frühzeitig und gezielt einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Online-Medien lernen. Das Projekt 'Klickstarter' leistet so seit mittlerweile drei Jahren einen wichtigen Beitrag zu Medienbildung von Kindern an Kasseler Grundschulen“, erklärt Nicole Maisch, Bildungsdezernentin und Bürgermeisterin der Stadt, während ihres Besuches an der Schule am Wall, in der das Projekt derzeit läuft. „Bislang haben bereits rund 800 Kinder an neun Kasseler Grundschulen mit Ganztagsangebot am Projekt teilgenommen. Der große Zulauf zeigt auch, dass das Lernen mit den eigens für das Projekt entwickelten Bildungsmaterialien richtig viel Spaß macht.“

Der Ursprung

Entstanden ist "Klickstarter - Kinder kompetent im Internet" während der Corona-Pandemie: In Zeiten, in denen das Lernen vom Klassenraum der Schulen über digitale Systeme aufs Tablet oder Handy übertragen werden musste. 

„Für Kinder, Eltern, Lehrkräfte und pädagogisches Personal bedeutete die Umstellung auf Distanzunterricht im besten Fall eine Herausforderung, in vielen Situationen war sie eine erhebliche Belastung“, so Maisch. „Plötzlich mussten Kinder, Eltern, Lehrkräfte sowie Pädagoginnen und Pädagogen durch die digitale Lernlandschaft navigieren. Das machte nicht nur technische Anpassungen nötig, sondern brachte auch Unbekanntes und Neues, Chancen und Risiken. Und es machte allen Beteiligten deutlich, dass die Digitalisierung im Kindesalter viel früher und umfassender bereits vorhanden ist, als man es vielleicht vor Corona noch dachte."

Schüler Frederik Öztütk zeigt, was er bei dem Projekt gelernt hat. Vorher hat er alle Personen gefragt, ob sie auch wirklich fotografiert werden möchten.

„Klickstarter ist daher auch als Antwort auf genau diese Herausforderungen unserer neuen Lebenswelt konzipiert, um Schülerinnen und Schülern sowie Eltern eine unterstützende Struktur zu bieten und einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Ressourcen zu fördern“, ergänzt Juliane Lindemann, die das Projekt im Amt für Schule und Bildung der Stadt Kassel leitet.

Das Projekt

Schnell mal Fotos teilen, mit einer App für die Schule lernen oder einfach per Smartphone kurz die Freunde benachrichtigen – sogar für Kinder in der Grundschule gehört dies oft schon zum Alltag. Medienkompetenz ist daher eine Schlüsselkompetenz unserer Zeit. Für Schulen ist dies eine ebenso wichtige Aufgabe wie große Herausforderung.

„Das Projekt bringt das Themenfeld „Kompetenz im Netz“ mit Projektwochen in die vierten Klassen an Kasseler Grundschulen mit Ganztagsangebot. Dabei geht es um Internet und Recherche, Datenschutz und Sicherheit, Mediennutzung, Kommunikation und Mobbing. Sowohl pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte wie auch die Kinder und Eltern werden ins ‚Medien-Boot‘ geholt und geschult“, so Bürgermeisterin Maisch. Dabei betont sie: „Gerade die Aspekte Sicherheit und Mobbing sind für Kinder sehr entscheidend und bilden auch eine Säule für die Prävention von seelischer Gesundheit. In dem Bereich beobachten wir generell und auch während der Corona-Pandemie, dass die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zunehmend schlechter wird.“ 

„Die multiprofessionellen Teams der Grundschulen werden dadurch befähigt, die Förderung von Medienkompetenz dauerhaft in den Schuljahresplan zu integrieren. Bei der Umsetzung werden Lehrkräfte sowie pädagogisches Fachpersonal von unseren erfahrenen Medienpädagoginnen und Medienpädagogen aktiv angeleitet und begleitet sowie der schulübergreifende Austausch innerhalb des Kollegiums gefördert“, erläutert Philipp Buchholtz, Geschäftsführer der Bildungsagentur medienblau. Die Kasseler Bildungsagentur medienblau ist seit mehr als 20 Jahren bundesweit im Bildungsbereich aktiv und entwickelt Workshop- und Fortbildungsreihen, um die Medienkompetenz unterschiedlicher Zielgruppen zu stärken. 

Für das "Klickstarter"-Projekt wurden eigens Materialien und Methoden zielgruppengerecht entwickelt, die von den Fachkräften flexibel eingesetzt werden können. Das Projekt setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:

  • Fortbildung für multiprofessionelles Team
  • Umsetzung von medienpädagogischen Einheiten durch die Fachkräfte
  • Kreativer Kompakttag in den Klassen, mit Unterstützung von Medienpädagoginnen und Medienpädagogen
  • Elternabend
  • Reflexionstreffen
  • Fortführung durch weitere medienpädagogische Einheiten
Schüler Frederik Öztürk hat dieses Foto während des Pressetermins gemacht.

Der kreative Kompetenztag

Eine der teilnehmenden Schulen ist die Schule am Wall, mitten im Stadtzentrum am Holländischen Platz. Die Schule unterrichtet jahrgangsgemischte Klassen. Alle Kinder, die im Jahrgang vier sind, also das letzte Jahr an der Grundschule verbringen, nehmen am Projekt teil. 

Hier findet gerade der sogenannte „Kreative Kompakttag“ des Klickstarter-Projektes statt. Die Kinder erarbeiten in Kleingruppen eine digitale Foto-Geschichte mit iPads. Dazu fassen die Kinder das in den Projektwochen Gelernte zusammen und setzen dies kreativ um. Sie festigen so ihr Wissen und geben es auch an andere Kinder der Schule weiter. Gerahmt wird der Tag von Spielen und Quizzen rund um das Thema Internet. „Unser medienpädagogisches Fachpersonal vermittelt den Kindern bei 'Klickstarter' grundlegende Kompetenzen aus den Bereichen Mediennutzung, Recherche, Datenschutz und Kommunikation. Das Projekt zeigt, dass Kinder viele Fragen rund um die Themen Apps, Gaming, Bilder und Rechte haben. Mit kreativen, spielerischen und praktischen Methoden begegnen wir den Kindern auf Augenhöhe und nehmen ihren Gesprächsbedarf ernst“, erläutert Buchholtz von medienblau. 

Die Kinder des Projektes erklären Bürgermeisterin Nicole Maisch, was sie alles über Cyber-Mobbing gelernt haben.

Eltern mit im Boot

„Auch die Eltern der Kinder werden durch einen Elternabend mit ins Boot geholt, denn Medienerziehung findet vor allem zu Hause statt“, so Projektleiterin Lindemann. Dort stellen die Kinder den Eltern das Projekt und ihre Foto-Geschichten vor. Anschließend werden die Eltern ohne Beisein der Kinder für die bisherige Medienaktivität ihrer Kinder sensibilisiert und auf sich anbahnende Medienaktivitäten wie etwa TikTok sowie einhergehende Risiken (beispielsweise Datenschutz, Sicherheit im Netz, Cybermobbing) vorbereitet. „Und damit 'Klickstarter' sich stetig an der Lebenswelt und den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientiert, werden regelmäßige Reflexionstreffen und Auswertungen vorgenommen und das Projektkonzept fortwährend weiterentwickelt“, sagt Lindemann.

„Dieses Projekt hat eine große Strahlkraft. Wir erreichen damit Kinder und ihre Familien, Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal. Zudem leistet das Projekt, das von der Stadt Kassel finanziert wird, einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Qualität im Ganztag an Grundschulen. Es muss sich aber auch immer wieder neu erfinden, denn der Wandel und die Neuerungen im World Wide Web sind enorm. Daher ist der Bedarf gleichbleibend groß. Für die Fortführung und Ausweitung des Projekts an weiteren Schulstandorten sucht die Stadt Kassel aus diesem Grund noch Förderer“, so Bürgermeisterin Nicole Maisch abschließend. Zudem sei ein Fachtag zum Projekt "Klickstarter - Kinder kompetent im Internet" für alle Fachkräfte an Grundschulen und weiterführenden Schulen (5. Klassen) geplant.

Weitere Infos zu den Projekten der Stadt Kassel im Ganztag auf  www.kassel.de/ganztag (Öffnet in einem neuen Tab)