Walter Heilwagen

Der Kasseler Sozialpolitiker Walter Heilwagen (1925-2002) wurde in Kassel als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft in der Sowjetunion machte er 1947 Abitur in Hannoversch Münden. Er studierte an verschiedenen hessischen Hochschulen mit den Schwerpunkten Pädagogik und Psychologie und arbeitete ab 1952 in Kassel als Sonderschullehrer und 
Schulpsychologe. 1959 wurde er Sonderschulrektor. 
Von 1964 bis 1973 war er Stadtverordneter (SPD) im Kasseler Stadtparlament und dort Vorsitzender des Ausschusses für die Gründung der Kasseler Universität. 1973 wechselte er in den Magistrat der Stadt Kassel als hauptamtlicher Stadtrat für das Dezernat Gesundheit und Soziales. Er leitete es bis zu seinem beruflichen Ausscheiden 1985.

Als Dezernent hat Heilwagen in Kassel eine ganze Reihe wichtiger und seitdem unverzichtbarer neuer Einrichtungen zur Verbesserung des Mitspracherechts und der kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten u.a. von Ausländern, Senioren, Behinderten und Frauen mit angestoßen und umgesetzt: Seniorenbeirat, Altenentwicklungsplan, Ausländerbeirat, Kommission für die Gleichstellung der Frau; Beratungsstellen für Nicht Sesshafte, Krankenhaussozialdienst für alle Krankenhäuser; Behinderten-, Schwangerschafts- und Schuldnerberatung. Im Rahmen der Psychiatriereform steuerte er die Errichtung des Ludwig-Noll-Krankenhauses und richtete sechs flächendeckende Gemeinde-Sozialstationen ein.

Walter Heilwagen hat neben und auch nach seiner hauptamtlichen Tätigkeit viele verantwortungsvolle Leitungsaufgaben in Vereinen und Verbänden, oft als Vorsitzender, wahrgenommen; so u.a. im Landesvorstand der GEW, im Sozialausschuss des Hessischen Städtetages, dort zeitweise als Beauftragter für die Psychiatriereform; in der Verbandsversammlung des LWV Hessen, der Krankenhauskonferenz Kassel Nordhessen, Hessische Krankenhausgesellschaft, Blutspendedienst Hessen des DRK; Verein für Volkswohl, Kuratorium 
Aktion für Behinderte e.V., Europa-Union Kassel, Europa-Kolleg Kassel, Kuratorium der Aschrottschen Stiftungen, Kasseler Hochschulbund.

Der "echte Kasseläner" Heilwagen galt seinen Zeitgenossen als ausgezeichneter Verhandler und Organisator. Seine große persönliche Stärke war dabei seine Sensibilität für Personengruppen, die aufgrund ihrer Lebenslage öffentlichen Beistandes bedurften. Sie gesellschaftlich zu integrieren, war ihm - nicht zuletzt durch eigene Kriegserfahrungen - Herzenssache. "Sein Handeln war....geprägt von sozialem Verantwortungsbewusstsein...sowie der Erkenntnis, dass die Lösung sozialer Probleme nicht alleine den zuständigen staatlichen Stellen überlassen bleiben kann" (Hess. Innenminister Dr. Herbert Günther). 1992 erhielt Heilwagen das Bundesverdienstkreuz am Bande. Neben der Auszeichnung "Stadtältester" und der Karl- Schomburg-Plakette hat Heilwagen in seinem Leben zahlreiche weitere Ehrungen empfangen. 

Seine langjährige Lebensgefährtin war Maria Lütkemeyer, Professorin an der Kunsthochschule Kassel.

Durch Testament begründete Walter Heilwagen die nach ihm benannte Stiftung, die von der Stadt und dem Kasseler Hochschulbund verwaltet wird. Ihr Zweck ist die Förderung von Wissenschaft, Kunst, Kultur, Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der Humanisierung des menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens in Kassel oder von Kassel ausgehend. 

Quelle: Jochen Lengemann, Bürgerrepräsentation und Stadtregierung in Kassel 1835-2006, Marburg, Bd. 2; 
Walter-Heilwagen-Stiftung, Kassel, Biographie, Stadtarchiv Kassel (unveröff.)