Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor

Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ wird von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel vergeben und zeichnet Schriftsteller aus, deren Werk von Komik und Groteske auf hohem künstlerischen Niveau geprägt ist. Der zugehörige "Förderpreis Komische Literatur" geht an Autoren am Anfang ihrer Laufbahn.

Der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor wurde am Samstag, 9. März 2024 um 17 Uhr im Kasseler Rathaus an Joachim Meyerhoff verliehen. Nele Pollatschek erhielt den Förderpreis Komische Literatur. Die Laudatio auf Joachim Meyerhoff hielt der Regisseur Jan Bosse, über Nele Pollatschek sprach Esther Kormann vom Verlag Galiani Berlin. Das musikalische Zwischenspiel bestreitete das Trio Pocket Music. 

Joachim Meyerhoff ist Preisträger 2024

Der Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur Joachim Meyerhoff erhält im Jahr 2024 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Die Auszeichnung ehrt Joachim Meyerhoff für seine im Humor gründende und das Leben feiernde Erzählkunst.

Begründung des Stiftungsrates

„Joachim Meyerhoff ist als schreibender Schauspieler und spielender Autor in jedem Fall ein Verausgabungskünstler. Auch in seinem literarischen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“, mit dem er ins Zentrum der eigenen Biografie vorzudringen versucht, geht es ihm um Drastik, Körperlichkeit, Rhythmus und eine Gefühlsakrobatik ohne Netz und doppelten Boden. Es sind traurige, selbstironische, erschütternde, liebevolle und komische Bücher. Wobei der Witz immer schon das eigene Scheitern und die Angst davor in sich birgt. Als Stürmer und Dränger stürzt sich der Autor immer aufs Neue in aberwitzige Situationen und vermag dabei einzelne Momente ins Unermessliche zu dehnen, sie so lange durch die Gedankenmühle zu drehen, bis sie in kleinste Gefühlseinheiten zerlegt sind. So funktioniert dieses manische, im Humor gründende Erinnerungswerk, das Totendienst ist und gleichzeitig das Leben feiert.“

Statuette

Über den Literaturpreis

Loriot, Robert Gernhardt, Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Helge Schneider, Karen Duve, Felicitas Hoppe – sie alle sind Trägerinnen oder Träger des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor. Die seit 1985 jährlich verliehene Auszeichnung stiftete das Kasseler Dichterpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren Werk von Komik und Groteske auf hohem künstlerischen Niveau geprägt ist. Die Vergabe erfolgt nicht aufgrund eines Wettbewerbs oder der Begutachtung von eingereichten Arbeiten, sondern einzig und allein aus der Beobachtung des Literaturbetriebs durch den Stiftungsrat. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis. Die Firma Hübner stiftet die Preisskulptur.


Nele Pollatschek erhält den Förderpreis Komische Literatur 2024

Die Autorin Nele Pollatschek, Jahrgang 1988, erhält im Jahr 2024 den Förderpreis Komische Literatur. Die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung wird auf Vorschlag von Verlagen gemeinsam von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel verliehen. Der Preis geht jährlich an Autorinnen und Autoren, die sich noch in einer relativ frühen Phase ihres literarischen Schaffens befinden und auf hohem künstlerischen Niveau das Komische gestalten. 

Gut 40 Verlage hatten Vorschläge für den Preis eingereicht. Dieses Jahr konnte sich der in Berlin ansässige Verlag Galiani mit seiner Autorin durchsetzen. Nele Pollatschek veröffentlicht Erzählprosa sowie journalistische Kommentare und Essays und brachte zuletzt im Sommer 2023 beim Verlag Galiani ihren zweiten Roman „Kleine Probleme“ heraus, der es bereits auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Der Stiftungsrat zeigte sich in seiner Eigenschaft als Jury begeistert vom Komik-Talent der Autorin.

Begründung des Stiftungsrates

„Nele Pollatschek besticht in ihren Romanen, Essays und Zeitungstexten durch Scharfsinn, Einfallsreichtum, präzise Gestaltung und zugleich Leichtigkeit. Ihre originelle Erzählkunst entfaltet dabei ein bedeutendes komisches Talent. Schon in der satirischen und temporeichen Familientragödie ihres Debüts „Das Unglück anderer Leute“ beweist sie dieses Können mit Sprachlust und hervorragendem Timing. Ihr jüngster, konzeptuell und stilistisch außergewöhnlicher Roman „Kleine Probleme“ beeindruckt mit seiner skurrilen Spannung zwischen Alltäglichem und Existenziellem und seiner Komik des Aufschiebens und Scheiterns. Auch als Journalistin und Essay-istin ist Nele Pollatschek geistreich, eloquent und furchtlos. Bei all dem vermittelt ihr literarischer Humor die Hoffnung auf die Veränderbarkeit des Menschen.“

Über den Förderpreis Komische Literatur

Der Förderpreis Komische Literatur wird seit 1999 vergeben, ist mit 3.000 Euro dotiert und für Autorinnen und Autoren der Komischen Literatur gedacht, die noch am Anfang oder einer frühen Phase ihrer schriftstellerischen Laufbahn stehen (und dem Stiftungsrat von ihren Verlagen vorgeschlagen werden). Die Einreichungsfrist endet jeweils am 30. Juni. 

Ausgezeichnet wurden bisher: Frank Schulz (1999), Jochen Schmidt (2004), Tilman Rammstedt (2005), Jess Jochimsen (2006/2007), Philipp Tingler (2008), Michael Stauffer (2009), Rebekka Kricheldorf (2010), Jan Neumann (2011), Tino Hanekamp (2012), Wolfram Lotz (2013), Arno Camenisch (2015), Kirsten Fuchs (2016), Ferdinand Schmalz (2017), Dagmara Kraus (2018), Jakob Nolte (2019), Chrizzi Heinen (2020), Lukas Linder (2021), Anaïs Meier (2022), Noemi Somalvico (2023).