Berlin-Mitte: Verbindung zur Hauptstadt

Im Kalten Krieg hat die Partnerschaft Kassels mit Berlin-Mitte ihren Ursprung. Um die Verbindung des von der DDR umgebenen Westteils Berlins zur Bundesrepublik zu stärken, wurden Partnerschaften zwischen den Bezirken (damals Tiergarten) zu westdeutschen Großstädten geknüpft.

Berlin-Mitte / Deutschland

Der Bezirk Mitte umfasst insgesamt 1341 ha, wovon fast die Hälfte dieser Fläche Grünanlage darstellt. Heute ist die zentrale Lage im Herzen der Stadt Berlin ausschlaggebend auch für diesen verwaltungstechnischen Zusammenschluss der Bezirke Tiergarten, Berlin-Mitte und Wedding. Seit Beginn des Jahres 2001 sind diese Stadtbezirke im Rahmen der Umorganisation Berlins miteinander verbunden und stellen damit das Zentrum der Hauptstadt.

Ursprünglich bestand der Kontakt zwischen Kassel und Tiergarten. Der Tiergarten blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück: Bis in die mittlere Steinzeit – ca. 3000 v.Chr. – reichen die ersten Spuren menschlichen Lebens im Gebiet des Tiergartens. Im 16. Jahrhundert legte ein Brandenburgischer Kurfürst aus dem dort erworbenen Wald einen Tiergarten an, der ihm als eigenes Jagdrevier diente. Die ersten weitreichenderen Ansiedlungen gab es schließlich unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. im 18. Jahrhundert durch die Hugenotten, die sich nördlich der Spree im Gebiet des heutigen „Moabit“ ansiedelten. Zudem war der Stadtteil auch Produktionsstätte des preußischen Schießpulvers (durch die „Pulvermühle“ auf dem Gebiet des späteren Lehrter Stadtbahnhofs). König Friedrich II. ließ Mitte des 18. Jahrhunderts den Jagdgarten in einen Lustpark umwandeln, an dessen Ostgrenze Ende des 18. Jahrhunderts durch Karl Gotthart Langhans das Brandenburger Tor errichtet wurde.

Das Stadtgebiet des Tiergartens wurde Zeuge vieler politischer Ereignisse und Unruhen: Erste Revolutionsversammlungen von 1848, die Verkündung der bürgerlichen Republik vom Fenster des Reichstags oder schließlich die unsägliche Sammlung der Jüdischen Bevölkerung in sogenannten „Judenhäusern“ vor ihrer Deportation durch das NS-Regime sind nur einige dieser gravierenden historischen Vorkommnisse. 1946 wurde noch unter britischer Besatzungsmacht die ersten Stadt- und Bezirksverordneten des Bezirks Tiergarten gewählt. Die sich ständig erweiternden kulturellen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten des historisch gewachsenen Bezirks sind außerordentlich zahlreich: Zu finden sind unter anderem: das Kulturforum (mit 7 Museen, Bibliothek und Philharmonie!), das Haus der Kulturen der Welt, das Museum für Gegenwart; Schloss Bellevue, der über Hundert Jahre alte Zoologische Garten, die Neue Nationalgalerie, die Siegessäule und das Reichstagsgebäude und schließlich der neugestaltete Potsdamer Platz, der seinem Ruf als größte Baustelle Europas Ehre machte.


Die Patenschaft zu Berlin-Tiergarten entstand nach dem Bau der Mauer, um die Verbundenheit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem damaligen Westteil Berlins zu stärken. 1962 übernahm Kassel die Patenschaft für den Berliner Bezirk. Seitdem haben neben der politischen Ebene zahlreiche bürgerschaftliche Austausche durch Vereine und Verbände stattgefunden. 1979 wurde die Patenschaft anlässlich eines internationalen Jugendleiter-Treffens auf dem Kasseler Jugendhof Dörnberg umbenannt und vertieft; an diesem Treffen nahmen auch Kassels weitere Partnerstädte teil. Vor allem für Kinder und Jugendliche werden die Kontakte zwischen den Gleichaltrigen gepflegt, wobei gerade auch gegenseitige Hilfestellungen in diesem Bereich großgeschrieben werden.