Neue Brüderkirche

Die Neue Brüderkirche (Baujahr 1971) spricht eine klare architektonische Sprache: die hohen Backsteinwände mit dem umlaufenden Lichtband aus farbigem Glas verhelfen zu einer sehr konzentrierten Gottesdienstatmosphäre.

Seit 2012 ist die Kirche Vesperkirche: Regelmäßig gibt es nach dem Gottesdienst ein Kirchencafé mit Gespräch. Und zu besonderen Gelegenheiten wird in Verbindung mit der Feier des Gottesdienstes eine gemeinsame Mahlzeit angeboten – bei den Vespergottesdiensten jeweils am ersten Sonntag eines Monats und darüber hinaus nach Ankündigung (siehe Gemeindebrief).

Damit dies möglich wurde, ist eine Küche eingebaut und ein bis zu 9,50 Meter langer leuchtender Tisch installiert worden. Damit wird die ursprüngliche Verbindung zwischen diakonischem Handeln und der Feier des Abendmahls sinnfällig verdeutlicht und gelebt, auch beim gemeinsamen Frühstück und Abendessen während der Woche. Das Essen ist Ausdruck einladender Kirche, Ermöglichung und Ausdruck von Gemeinschaft – eng verbunden mit Veranstaltungen wie Taizé-Andacht, gemeinsames Basteln und Spieletreff, die im Nebenraum der Kirche stattfinden.

Im Kirchenraum hängt auch der sogenannte "Knopfwandteppich", ein Kunstwerk der Kasseler Künstlerin Lilian von Philippovich mit dem Titel "Sammlerstück made in Germany". Er vereint ca. 30.000 schon einmal getragene Knöpfe von Personen aus Kassel und Umgebung, die diese über Jahre und Jahrzehnte in und aus ihrem Leben gesammelt und aufgehoben haben. Entstanden ist das Werk 2011 in der Nähwerkstatt der Stadtteilwerkstatt – Knopf für Knopf wurde jede Sammlung per Hand in gemeinsamer Arbeit von Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen und der Künstlerin angenäht. Der Wandteppich ist eine Leihgabe der Künstlerin, zeitweise hängt er auch hinter dem Altar.

Die Auseinandersetzung mit aktueller Kultur ist in dieser Kirche auch sonst ein wichtiges Element. Regelmäßig spielt beispielsweise die Jugendband „Green Soul“.

Um Heizkosten zu senken, die Umwelt zu schonen und gleichzeitig eine angenehmere Temperatur in der Kirche zu erreichen, wird seit 2015 während der Heizperiode eine Zwischendecke aus halbtransparentem Stoff eingezogen. Diese ermöglicht auch die Projektion auf die Fläche von oben bei besonderen Gelegenheiten und im Rahmen von besonderen kulturellen Projekten.

Die Orgel der Kirche entstammt der Alten Brüderkirche, die nach ihrer Wiedererrichtung 1955 bis zur Einweihung der Neuen Brüderkirche als Gemeindekirche gedient hatte. Altar, Kanzel, Taufstock und ein großes Kruzifix stammen von dem Kasseler Bildhauer Hermann Pohl.

Eine Besonderheit der Kirche besteht darin, dass sie über keinen Kirchturm verfügt, obgleich dieser in der Planung vorgesehen war. Das dafür bestimmte Geld wurde auf Beschluss des Kirchenvorstandes seinerzeit für zwei Entwicklungsprojekte in Afrika zur Verfügung gestellt. Um auf die Gottesdienste und andere Veranstaltungen aufmerksam zu machen, bedient sich die Gemeinde statt Glocken eines  anderen Werkzeuges: Im Vorübergehen oder -fahren entlang der Weserstraße fällt eine große beschreibbare Tafel im Mittelpunkt der Außenwand der Kirche auf, die zu unterschiedlichen Anlässen mit Kreide beschriftet oder bemalt wird.

Stadtteilzentrum Wesertor

Seit Mai 2013 wird das Stadtteilzentrum Wesertor im Gebäude des ehemaligen Gemeindehauses der Neuen Brüderkirche entwickelt und betrieben - in gemeinsamer Verantwortung von Kulturzentrum Schlachthof e. V. und Diakonischem Werk Kassel.

Das Stadtteilzentrum steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Stadtteil offen und soll eine attraktive Anlaufstelle und ein Treffpunkt für alle Bevölkerungsgruppen sein. Mit Treffpunkten, Bildungs- und Beratungsangeboten ist das Stadtteilzentrum ein Ort zum Ankommen, der kulturellen Vielfalt, des Weiterkommens, der Nachbarschaftshilfe, für bürgerschaftliche Aktivitäten sowie ein Ort für Feste und private Feiern.

Die Kirchengemeinde bringt sich im Stadtteilzentrum als Nutzergruppe ein, mit offenen Angeboten wie Hausaufgabenhilfe, Café Miteinander, Filmcafé und Theatergruppe. Sie gestaltet das Leben im Stadtteilzentrum mit durch die Beteiligung an gemeinsamen Aktionen wie dem Jahresfest und dem Adventsmarkt.