Gelingende Sprachförderung braucht gute Angebote

Fast 100 Teilnehmende diskutierten am gestrigen Mittwoch, 12. Juni, beim ersten Fachtag zum Thema „Gelingende Sprachförderung für gutes Aufwachsen – Wirken wir schon?“. Dabei ging es vor allem darum, Methoden und Lösungswege für mehr gelingende Sprachförderung für Kinder im Alter von null bis zehn Jahren zu erarbeiten.

Gemeinsam wurde im Rahmen der Tagung auch über die damit einhergehenden Herausforderungen gesprochen.

„Aktuelle Daten aus den Einschulungsuntersuchungen und dem Bildungsmanagement der Stadt Kassel zeigen zunehmende Probleme bei der Sprachkompetenz von Kindern. Dabei ist Sprache eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Aufwachsen. Deswegen ist dieser Fachtag so immens wichtig und eine sehr gute Plattform, um alle Akteurinnen und Akteure zu vernetzen“, so Bürgermeisterin Nicole Maisch am Rande der Veranstaltung. „Ziel ist es, für alle Kinder in Kassel ein gutes Umfeld für die Entwicklung ihrer Sprachkompetenz zu gestalten.“

Während des Fachtages erhielten die Interessierten aus Kita, Schule und sozialen Einrichtungen zunächst einen Überblick über die vorhandenen Sprachförderangebote. In ihrem Impulsvortrag „Daten für Taten“ wiesen Katja Schöne vom Amt für Schule und Bildung der Stadt Kassel und Mareike Brietzke vom Gesundheitsamt Region Kassel aber daraufhin, dass trotz der Angebote die Daten aus Kindersprachscreening und Einschulungsuntersuchungen einen erhöhten Bedarf für Sprachförderung nahelegen[SK1] . „Aus den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen wird deutlich, dass die Förderbedarfe vor allem bei Kindern liegen, deren Familiensprache nicht Deutsch ist oder die weniger als drei Jahre eine Kita besucht haben. Auch weisen Jungen gegenüber Mädchen einen erhöhten sprachpädagogischen Förderbedarf auf“, fassen Mareike Brietzke und Katja Schöne ihren Vortrag zusammen. 

Professorin Anna-Lena Scherger von der Technischen Universität Dortmund verdeutlichte die große Bedeutung früher Ansätze von Sprachförderung, um eine gute sprachliche Grundlage zu legen. Als Professorin für Partizipation bei Beeinträchtigungen der Sprache und Kommunikation gehören der Spracherwerb in ein- und mehrsprachigen Kontexten, die Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen und die Sprachförderung mehrsprachiger Kinder zu ihren Schwerpunkten. „Sprache schafft den Zugang zur Erschließung der Welt, des sozialen Miteinanders und der Bildung“, so Scherger. Sie informierte die Teilnehmenden zudem über verschiedene altersangepasste Ansätze der Sprachförderung und berichtete über Projekte gelingender Sprachförderung. 

Aus einer intensiven Workshop-Phase mit elf World-Café-Tischen konnten die Teilnehmenden zahlreiche Impulse für ihre Bildungsarbeit mitnehmen. An den moderierten Tischen wurden Fragen zu Herausforderungen, Methoden und Wünschen zur Sprachförderung in verschiedenen Altersphasen des Kindes gemeinsam diskutiert und Ideen sowie Anregungen gesammelt.

Felicia Toor, pädagogische Leiterin der vhs/Volkshochschule Region Kassel, betont: „Zukünftig wird es weiter darauf ankommen, Sprachförderung als gemeinsame Aufgabe zu gestalten und gute Qualifizierungsangebote für Betreuungspersonal anzubieten.“ 

Neben den Ergebnissen stand natürlich auch der Austausch und die Vernetzung der Teilnehmenden im Vordergrund – so wurden vor Ort Wissen und Material geteilt.

Bürgermeisterin Nicole Maisch fasst den Tag zusammen: „Die gute Botschaft des Fachtags ist, dass eine wirksame Sprachförderung möglich ist. Insbesondere eine integrierte Sprachförderung in den Alltag der Kinder mit gut geschulten Betreuungspersonen kann zu einem langanhaltenden Erfolg in Sachen Sprachkompetenz führen. Vor allem mehrsprachig aufwachsende Kinder können davon profitieren und eine Chance auf mehr Bildungsgerechtigkeit erhalten. Sprechen können und verstanden werden fördert zudem das Selbstbewusstsein der Kinder und macht sie stark für ihre Zukunft.“

„Wir freuen uns über die große Resonanz und nehmen die Erkenntnis mit, dass es viele gute Möglichkeiten gibt, die Sprachentwicklung in den einzelnen Bereichen niedrigschwellig zu fördern“, berichtet Dr. Britta Röper, Amtsleiterin Gesundheitsamt Region Kassel. „Die Impulse und der Austausch auf dem Fachtag sind ein guter Ansatz, das Thema zu vertiefen und weiter daran zu arbeiten. So kann jedes Kind in der Sprachentwicklung umfassend unterstützt und die Chancengerechtigkeit gefördert werden“, ergänzt Julia Schröder, stellvertretende Leiterin der AG Kommunale Strategie Kindergesundheit.

Zukünftig wird es darauf ankommen, noch mehr für das Thema wirksame Sprachförderung zu sensibilisieren und eine gemeinsame Strategie dafür zu entwickeln.