HERCULES

Die Entwicklung eines neuen cloudbasierten Internetdienstes für Spediteure und Frachtführer soll die Durchführung von Großraum- und Schwertransporten im städtischen und ländlichen Raum optimieren. Durch digital präsentierte Daten sollen tagesaktuell geeignete Transportrouten auszuarbeiten.

Über 70 Prozent des gesamten Güterverkehrsaufkommens wird in Hessen auf der Straße abgewickelt. Darunter sind jährlich rund 45.000 genehmigungspflichtige Großraum- und Schwertransporte, die aufgrund ihrer Bauart oder ihrer Ladung die zulässigen Abmessungen oder das maximale zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen überschreiten. Diese Transporte beeinträchtigen in erheblichem Maße andere Verkehrsteilnehmer und können bei den zuständigen Behörden einen hohen Verwaltungs- und Absicherungsaufwand verursachen.

Bei dem Vorhaben HERCULES (Harmonisierte Entscheidungen zur Routensicherung mittels Cloudanwendungen für Unternehmen der Logistik zur Effizienzsteigerung von Schwer- und Großraumtransporten) handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Unterstützung der Planung und zur optimierten Durchführung von Großraum- und Schwertransporten (GST) im städtischen und ländlichen Verkehrsräumen.

Antragsteller, wie Speditionen und Bauunternehmen, sollen in der Planungsphase genehmigungspflichtiger GST unterstützt werden. Durch digital präsentierte Daten soll es ihnen ermöglicht werden, tagesaktuell eine geeignete Transportroute auszuarbeiten. Der den Transport genehmigenden Straßenverkehrsbehörde soll ein leistungsfähiges Werkzeug an die Hand gegeben werden, um die geplante Transportroute umfassend zu prüfen und gegebenenfalls abzuändern. Der Genehmigungsvorgang soll anhand von digital präsentierten Daten unterstützt werden. Positiv soll sich die Miteinbeziehung unterschiedlicher Datenbestände auf die Bearbeitungs- und anschließend in der Durchführungsphase für die Antragssteller auswirken.

Die Durchführung der GST soll durch einen umfassenden elektronischen Datenaustausch begleitet werden. Institutionen wie Verkehrsleitstellen und Polizei sollen fortlaufend über den aktuellen Aufenthaltsort des Transports informiert sein. Berechtigte Verkehrsdienstleister und -systeme können damit eine möglichst effektive und zuverlässige Durchführung des Transports unterstützen und eine reibungslose Koexistenz mit anderen Verkehrsteilnehmern bewirken.

Als Kern des Projekts soll eine internetbasierte Anwendung entstehen, die verfügbare Rohdaten auf einem Cloudserver vereint, die Daten dort zueinander in Kontext setzt und diese den Anwendern offeriert. Hierbei handelt es sich um statische Daten wie Infrastrukturdaten von Verkehrswegen und Bauwerken sowie um dynamische Daten wie Wetterdaten, aktuelles Verkehrsaufkommen, Baustellen und Sonderereignisse.

So soll im Falle einer auftretenden Störung auf dem Routenverlauf durch kurzfristige Ereignisse wie Verkehrsunfälle, Glatteis, oder sonstige   Beeinträchtigung des Straßenraums der Fahrer des GST über eine Smartphone App gewarnt werden. Außerdem werden ihm geeignete Strategien zur Problembewältigung angeboten. Eine Unterbrechung des Transports sowie die daraus folgende aufwendige und teure Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt sollen vermieden werden. Der Transport soll Freigabezeiten an den in der Cloud vernetzten Lichtsignalanlagen bedarfsgerecht anfordern können, um eine sichere Überfahrt zu gewährleisten. Wartezeiten und Behinderungen des GST aber auch anderer Verkehrsteilnehmer sollen hierdurch minimiert werden. Darüber hinaus soll der teilweise erhebliche Bedarf an qualifiziertem Transportbegleitpersonal verringert werden. Insbesondere an Kreuzungen und Bauwerken kann die Transportbegleitung personalintensiv sein. Mittels eines intelligenten Dienstes soll eine Passage solcher Bereiche unterstützt werden und effizienter erfolgen.

Die im Projekt entwickelten Softwarekomponenten werden zunächst umfassenden Labortests unterzogen. Ab dem Frühjahr 2019 ist ein Pilotversuch im Realverkehr auf einer 8 Kilometer langen Versuchsstrecke mit 16 Lichtsignalanlagen und 9 befahrenen Bauwerken innerhalb des Kasseler Stadtgebiets vorgesehen.

Projektpartner des Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel sind die Universität Kassel, Fachgebiet Verkehrstechnik und Transportlogistik, Prof. Hoyer und Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement. Als gewerbliche Partner sind das ITS-Systemhaus Heusch/Boesefeldt GmbH aus Aachen (Konsortialführer des Projektkonsortiums) und der Verkehrstechnikanbieter AVT STOYE GmbH aus Köln beteiligt. Das Projekt mit einem Volumen von 3,07 Mio. € wird zu 80% aus Mitteln des Förderprogramms mFUND des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) finanziert.

Die Projektlaufzeit ist vom 1. Juli 2017 bis 31. Dezember 2020.