Er ist mit sich im Reinen, blickt auf eine Vielzahl erfolgreich abgeschlossener Projekte zurück und geht mit einem guten Gefühl: Stadtbaurat Christof Nolda scheidet nach zwölf Jahren und zwei Amtszeiten zum 31. Dezember selbstbestimmt aus dem Amt.
Seit 2012 leitete Nolda das Dezernat VI für Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Verkehr, zudem war er für den Eigenbetrieb KASSELWASSER zuständig und Aufsichtsratsvorsitzender von Kassel Marketing sowie der GWG. Der gelernte Zimmerer hatte Architektur und Städtebau an der Gesamthochschule Kassel studiert und war vor seiner Zeit als Stadtbaurat als selbständiger Architekt tätig. Ihm folgt Anfang des neuen Jahres die Stadtklimarätin Simone Fedderke.
Er hat Kassel geprägt und vorangebracht
„Ob Baukultur, Stadtentwicklung, Mobilitätswende oder Klimaschutz: In seiner Zeit als Stadtbaurat hat Christof Nolda Kassel erheblich mitgeprägt und vorangebracht“, so Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller bei der Verabschiedung am 21. Dezember im Bürgersaal des Kasseler Rathauses. „Ich kann ihm nur danken für die Verantwortung, die er so lange bereit war zu übernehmen und mit hohem persönlichem Engagement ausgefüllt hat. Das Aufgabenportfolio eines Stadtbaurats sei stets ein besonders anspruchsvolles, eben weil es direkt die Lebensbereiche der Bürgerinnen und Bürger berühre – und das umso mehr in Zeiten des Wandels.“
„Christof Nolda hat bei Wind und Wetter Haltung gezeigt und sich nicht weggeduckt. Eine hohe Fachkompetenz und seine ausgleichend wie kollegiale Art zeichnen ihn dabei aus“, so Schoeller weiter. „Für seine Zukunft wünsche ich ihm alles Gute und hoffe, dass er weiter aktives Mitglied der Stadtgesellschaft bleibt.“
Fragen an Christof Nolda:
Stadtentwicklung folgt langen Linien, die Umsetzung geschieht nicht von heute auf morgen. Was sind beispielhafte Projekte und Initiativen, die abgeschlossen werden konnten oder die noch weit in die Zukunft wirken?
Die von mir 2013 initiierte und 2017 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene „Charta für Baukultur Kassel“ ist zu einer wichtigen Grundlage und zum Orientierungsrahmen für die Qualität des Bauens und Planens in der Stadt geworden. Gute Baukultur ist ein Beitrag für unsere lebenswerte Stadt der Zukunft. Zu den in meiner Amtszeit umgesetzten Projekten gehören u.a. die Wohnquartiere Martini-Brauerei oder Burgfeld-Areal, der Magazinhof, das Hallenbad Ost, Boulevard Goethestraße, das Palais Bellevue, die Sanierung des Rathausflügels, die Sporthalle am Königstor oder das Stadtmuseum, Ganztagserweiterungen von Schulen, Kita-Neu- und -umbauten, das Feuerwehrhaus Wolfsanger, der Neubau der Taskhalle sowie die Baugebiete „Am Felsenkeller“ oder „Zum Feldlager“.
Das Stadtentwicklungskonzept für den Kasseler Osten oder die Aufwertung des Pferdemarktquartiers sind auf einem guten Weg und ich bin überzeugt, dass die Menschen den Brüder-Grimm-Platz trotz anfänglicher Skepsis ebenso annehmen werden, wie sie es bei der zunächst umstrittenen Grimmwelt auf dem Weinberg oder der Fuldauferpromenade getan haben. Am Fuldakonzept wird ebenso weitergearbeitet und der Prozess für ein Innenstadtkonzept ist vielversprechend gestartet. Wegweisend waren zudem die Weichenstellung für den Klimaschutz.
Stichwort Klimaschutz: Was wurde hier auf den Weg gebracht?
Wir befinden uns in einem riesigen Wandlungsprozess. Das Unwetter am 22. Juni mit Millionenschäden hat uns auf dramatische Weise aufgezeigt, welche Herausforderungen zur Bewältigung des Klimawandels noch vor uns liegen. Wir müssen im Klimaschutz schneller vorankommen als bisher. Die Energie- und Wärmewende ist in Kassel eingeleitet worden. Der 2020 einberufene Klimaschutzrat mit der Expertise aus der Mitte unserer Stadtgesellschaft hat viele wichtige Maßnahmen skizziert, Empfehlungen und Anregungen gegeben und eine Klimaschutzstrategie erarbeitet, die eine solide Basis für weitere politische Entscheidung darstellt. Zu nennen sind hier außerdem Maßnahmen für Hochwasserschutz an Drusel, Losse und Geile oder die jüngst veröffentlichte Starkregengefahrenkarte. Nicht zuletzt trägt unser Umgang mit dem städtischen Grün in der Stadt der 7000 Eichen maßgeblich dazu bei, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Täuscht es, oder ist das mit großartigen Parkanlagen verwöhnte Kassel noch ein Stück grüner geworden?
Kassel hat sich als viertgrünste Großstadt Deutschlands einen Namen gemacht und so viele Stadtbäume vorzuweisen wie keine andere Großstadt in Hessen. Die Entwicklung des Stadtgrüns ein wichtiges Zukunftsthema für Stadt‐ und Verkehrsplanung, für das Image der Stadt und nicht zuletzt für den Tourismus – und es hilft dem Erhalt von Biodiversität. Überall dort, wo neue Sträucher und Bäume gepflanzt werden, werden klimaresistente Arten ausgewählt. Das grüne Band der Wilhelmshöher Allee mit dem automatisch bewässerten Rasengleis oder die neuen Bäume entlang der Friedrich-Ebert-Straße, der Königsstraße und auf dem Friedrichsplatz stehen beispielhaft dafür. Nicht zu vergessen der Wahlebachpark, die Weinbergterrassen, die urbanen Waldgärten und natürlich das Grünkonzept für den Bereich der Innenstadt, Teilen des Schillerviertels und der Frankfurter Straße bis zum Park Schönfeld. Ich freue mich zudem, dass es gelungen ist, den Trailpark zu verwirklichen, um den Habichtswald vor illegalen Mountainbike-Strecken zu schützen.
Was hat sich in Sachen Mobilität getan?
Kassel gilt bis heute als Prototyp einer autogerechten Stadt. Der Klimawandel erfordert ein Umdenken. Bislang schwächeren oder vernachlässigten Verkehrsteilnehmern mehr Freiraum zu schaffen, gelingt nur, wenn der vorhandene Straßenraum neu aufgeteilt wird. Damit gehen Veränderungen einher, die liebgewonnene Gewohnheiten infrage stellen. Mehr Sicherheit und Komfort für alle, eine gesündere Stadtluft und weniger Lärm gibt es jedoch nur mit einer Mobilitätswende, die der Klimawandel ohnehin erzwingt. Die Stärkung des Radverkehrs ist ein Baustein auf diesem Weg. Hierzu gehören die neuen Fahrradstraßen Menzelstraße und Helleböhnweg oder das Fahrradparkhaus am Rathaus. In meiner Amtszeit sind zudem der Verkehrsentwicklungsplan 2030 beschlossen, der Nahverkehrsplan fortgeschrieben und das Handyparken eingeführt worden. Viele Straßen- und Brückenbauprojekte wurden umgesetzt und der Gewerbepark Kassel-Niederzwehren auf dem Langen Feld erschlossen.
Wie wichtig war Ihnen Bürgerbeteiligung?
Sehr wichtig. Bauen ist die Abfolge von Entscheidungen. Erst nach guter Planung und richtiger Entscheidung können Steine gesetzt und Bäume gepflanzt werden. Die besten Entscheidungen fallen nach der Beteiligung. Dafür steht beispielhaft der Umbau der Friedrich-Ebert-Straße mit dem „Platz der 11 Frauen“ und dem Grünzug Motzberg: Hier hat intensive Kommunikation, transparentes Handeln und eine begleitende Bürgerbeteiligung dafür gesorgt, dass ein gutes Projekt noch besser wurde und das Ergebnis breite Akzeptanz erfahren hat. Die gleichen guten Erfahrungen haben wir bei unzähligen Beteiligungsformaten im Zusammenhang mit Stadtteilentwicklungsplänen, den urbanen Waldgärten oder dem Stadtteilentwicklungskonzept für den Kasseler Osten gemacht. Eine pfiffige Baustellenkommunikation im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Königsstraße hat die Menschen mitgenommen und neugierig gemacht auf das Ergebnis.
Auch bei den zahlreichen Neugestaltungen von Spielplätzen und Schulhöfen konnten sich die Kinder und Jugendlichen einbringen und erleben, dass ihre Wünsche und Ideen umgesetzt wurden. Der bereits erwähnte Klimaschutzrat unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit die Stadt die Stadtgesellschaft miteinbezieht, ernst nimmt und Verantwortung überträgt. Jeder und jede ist auch künftig eingeladen, an der Entwicklung des Wohnumfelds, des Quartiers oder der Stadt mitzudiskutieren und mitzugestalten.
Das Dezernat -VI- stand oft im öffentlichen und medialen Kreuzfeuer. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Es liegt in der Natur der Sache, dass das, was in meinem Dezernat auf den Weg gebracht wird, im Scheinwerferlicht öffentlicher und medialer Aufmerksamkeit steht. Es darf gerne auch mal hart in der Sache miteinander gestritten werden, aber es muss fair zugehen. Die teils aggressive Kommunikation, die bisweilen auch ins Persönliche abglitt, werde ich sicher nicht vermissen. Stadtentwicklung funktioniert und gelingt nur miteinander. In diesem Geist wünsche ich mir, dass trotz aller Komplexität von Planung und den vorhandenen Ängsten vor Veränderungen künftig ruhiger und sachlicher diskutiert wird.
Die letzte Schlagzeile in der hiesigen Tageszeitung in dieser Woche über mich lautete: “Er galt als Feind der Autofahrer.“ Ich weiß nicht, wer damit gemeint ist. In meinem Amt, aus meinem Verständnis heraus und mit meinem Anspruch an mich selbst stand ich stets für ein gutes Leben in der Stadt. Der Erfüllung dieses Ziels habe ich zwölf Jahre lang gedient.
Als Dezernent agiert man nicht alleine. Was geben Sie den Kolleginnen und Kollegen in Ihrem Dezernat zum Abschied mit auf den Weg?
Die Arbeit mit ihnen war sehr vertrauensvoll. Ich konnte in all den Jahren auf tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen, die sehr engagiert und mit hoher fachlicher Kompetenz ihren Beitrag leisten, Kassel lebens- und liebenswerter zu gestalten. Es war mir eine Ehre, sie nach außen zu repräsentieren und mich vor sie zu stellen, wann immer es nötig war.
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