Familie Decker setzt auf Erdwärme

Schön warm mit umgerechnet 390 Liter Heizöl pro Jahr - dabei hilft eine Wärmepumpe mit Erdwärmekörben.

Heike und Lothar Decker

Die Familie Decker aus dem Stadtteil Jungfernkopf zeigt eindrucksvoll, wie eine nachhaltige Umgestaltung eines privaten Haushalts aussehen kann. Lothar und Heike Decker leben in einer 1948 erbauten Doppelhaushälfte, die 1996 um einen Anbau auf insgesamt 115m² erweitert wurde. Lothar Decker konnte als gelernter Heizungsbauer viel an der Energieversorgung seines Hauses selber machen und die Familie strebt an, einen Autarkiegrad von 50–60 % bei Heizung und Strom zu erreichen. Sie wollen dadurch vor allem der Umwelt etwas Gutes tun, aber auch Geld sparen und ihre Unabhängigkeit von Energieimporten steigern. Der Gesamtenergieverbrauch der Familie betrug vor Umsetzung der energetischen Sanierungsmaßnahmen etwa 6.000–7.000 kWh im Jahr und sank durch die verschiedenen Maßnahmen auf etwa 5.500 kWh ab. Davon entfallen etwa 4.300 kWh auf Heizung und Warmwasser, was etwa 390 Liter Heizöl im Jahr entspricht.


Die Erdwärmekörbe vor dem Haus sammeln Erdwärme für die Wärmepumpe.

Wärmepumpe mit Erdwärmekorb

Die ursprüngliche Gas-Brennwertherme wurde 2023 durch eine moderne Erdwärmepumpe ersetzt, die ihre Erdwärme durch einen sogenannten Erdwärmekorb einsammelt. Für die Investition von etwa 43.000 Euro bekamen die Deckers eine 45-prozentige staatliche Förderung1, sodass sie nur rund 23.650 € selber bezahlen mussten. Der Heizungstausch führte zu einer deutlichen Reduktion der Heizkosten: um etwa 15 % im Vergleich zur alten Gasheizung. Die ersten Erfahrungen mit der neuen Wärmepumpe zeigten, dass der verwendete Erdwärmekorb nicht ausreichend Erdwärme einsammeln kann, sodass sich die Familie Decker entschieden hat, zusätzliche Erdwärmekollektoren (sogenannte Flächenkollektoren) in 1,90 Metern Tiefe im Garten zu verlegen, um mehr Erdwärme einsammeln zu können und noch mehr Strom einzusparen. Die technische Umsetzung mit der Verlegung von 800 Metern Rohr im Garten verlief reibungslos. Die Familie Decker erwartet nach Einbau der Flächenkollektoren und Neujustierung der Heizung einen Rückgang ihrer Heizkosten von insgesamt 30 bis 35 %. Für die Wärmepumpe nutzt die Familie übrigens einen eigenen Stromtarif, der rund 10 Cent günstiger ist als der Standardtarif.


Die Fenster wurden 2023 ausgetauscht und mit einer 3-fach Verglasung versehen.

Dämmung, Fenstertausch und Regenwassernutzung

Das Wohnhaus der Deckers hat ein zweischaliges Mauerwerk. Das bedeutet, dass es in der Hauswand einen Hohlraum von 3–4 cm Größe gibt. Hier denken die Deckers aktuell darüber nach, eine sogenannte Kerndämmung durchzuführen. Dabei würde der bestehende Hohlraum mit Dämmstoff ausgepustet werden. Seit 20 Jahren trägt eine 200 mm dicke Steinwolldämmung unter dem Dach durch ihre isolierende Wirkung zur Verbesserung des Raumklimas bei, was sich besonders in den kalten Monaten als unverzichtbar erwiesen hat. 2023 erneuerten sie die Eingangstür und setzten dreifach verglaste Fenster ein, was den Energieverbrauch weiter senkte. Zudem nutzen sie ihr Regenwasser für die Toilettenspülung, welches sie in einer 6 m³ großen Zisterne sammeln.


Eine App zeigt jederzeit die aktuelle Stromproduktion der PV-Anlage und den Eigenverbrauch.

Photovoltaik- und Solarthermieanlage

2007 installierten die Deckers ihre erste Photovoltaik (PV)-Anlage mit einer Leistung von 2,8 Kilowatt Peak (kWp), die eine EEG-Einspeisevergütung von 57 Cent pro kWh erbrachte. Diese Anlage wird auch in Zukunft vollständig ins öffentliche Netz einspeisen, wenn die hohe Einspeisevergütung in drei Jahren ausläuft. Bereits 1994 wurde eine Solarthermieanlage installiert, um den Gasverbrauch zu senken. Diese wurde nach einem Defekt im Jahr 2023 demontiert, um Platz für eine zusätzliche PV-Anlage zu schaffen. Der Strom der neuen PV-Anlage mit 5kWp wird direkt im Haus verwendet und nicht benötigte Überschüsse in das Stromnetz eingespeist. Im Jahr 2024 erweiterte die Familie ihre PV-Anlage noch einmal um rund 9kWp auf einem flachen Norddach, sodass sie nun insgesamt eine PV-Anlage mit rund 17 kWp Spitzenleistung haben. Außerdem wollen sie sich auch noch einen Stromspeicher mit 12 kWh Kapazität anschaffen und dadurch ihre Energieunabhängigkeit weiter erhöhen.


Die PV-Anlagen auf Garage und Gartenhaus versorgen die Autos, das Haus und die Wärmepumpe mit Strom.

Mobilität

Die Deckers besitzen einen vollelektrischen Kleinwagen und einen geleasten Hybrid-Mittelklassewagen, den sie in Zukunft eventuell durch die Nutzung von Carsharing-Angeboten ersetzen wollen. Für das Laden ihrer Elektroautos können die Deckers außerdem auch den vergünstigten Stromtarif der Wärmepumpe nutzen, sodass sie besonders günstig mobil sind.


Im Zählerschrank der Familie Decker ist genug Platz für die Zähler von der Wärmepumpe, der PV-Anlage und dem Haushaltsstrom.

Das sagen die Inhabenden

"Wir wollen einfach was Gutes tun, was den CO2-Ausstoß angeht", sagt Lothar Decker zu den ganzen Maßnahmen, die sie an ihrem Haus umgesetzt haben. Anderen, die jetzt ihre Projekte starten empfiehlt Lothar Decker, sich frühzeitig einen modernen Zählerschrank mit ausreichend Stromzählerplätzen zu installieren. Der Hintergrund: Für den günstigeren Stromtarif der Wärmepumpe und der Elektroautos wird ein eigener Stromzähler gebraucht. Außerdem sagt Decker, dass es sich lohnt, zeitnah einen Zählertausch beim Netzbetreiber anzufragen, wenn man eine PV-Anlage plant aber noch keinen „Zweirichtungszähler“ hat, der für das Einspeisen von PV-Strom in das öffentliche Stromnetz gebraucht wird.