Fragen und Antworten zum Hochwasser

Zu einer Hochwasser-Lage im Kasseler Osten hat am 20. und 21. Mai das Sturmtief Axel geführt. In der Spitze waren der Feuerwehr Kassel 132 Einsatzstellen gemeldet worden - doch wann kommt die eigentlich und wie schützen Sie die Menschen vor dem Wassermassen? Antworten auch zu anderen Fragen finden Sie hier.

Wie ist das Hochwasserereignis am Montag/Dienstag, 20. und 21. Mai, einzuschätzen?

Das Hochwasser war außergewöhnlich und lokal begrenzt, das zeigt u.a. die zeitweise bis dahin beispiellose Sperrung der Autobahn 44 auf Grund von Überflutung. Auch wurden im Kasseler Osten Flächen überflutet, die vergleichsweise weit entfernt liegen von den beiden Gewässern Losse und Wahlebach, Beispiel Ochshäuser Straße. 

Niederschlagsmessungen von KASSELWASSER weisen von Montagnachmittag bis Dienstagvormittag Niederschlagsmengen von 78 Liter Regenwasser auf einen Quadratmeter aus. Statistisch entspricht das einem alle 100 Jahre wiederkehrenden Regenereignis. 

Nach den Daten des HLNUG wies die Losse am Pegel Helsa folgende ausgewählte Stände auf:

Montag, 20. Mai

20.00 Uhr: 149 cm

20.15 Uhr: 155 cm (Warnstufe 1)

21.45 Uhr: 182 cm (Warnstufe 2)

23.00 Uhr: 172 cm (Warnstufe 1)

 

Dienstag, 21. Mai

00.45 Uhr: 160 cm (Warnstufe 1)

03.30 Uhr: 184 cm (Warnstufe 2)

06.00 Uhr: 233 cm (Warnstufe 3)

06.45 Uhr: 250 cm (Warnstufe 3, Höchststand)

13.00 Uhr: 181 cm (Warnstufe 2)

16.15 Uhr: 161 cm (Warnstufe 2)

 

Im aktuellen Hochwasserfall war jedoch nicht nur die Losse betroffen, sondern auch der Wahlebach. Am Wahlebach gibt es keine Messungen der Pegelstände und auch kein ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet. Daher ist hier eine Vorwarnung nicht möglich. 

Wie lange dauert es, bis das Wasser vom Pegel Helsa in Kassel ist?

Unter Annahme eines fünfjährigen Hochwasser-Ereignisses wird von einer Fließgeschwindigkeit von 9 km/h ausgegangen. Vom Pegel Helsa bis zur Stadtgrenze Kassel sind es 13,5 Kilometer, das bedeutet eine Fließzeit von 1 Stunde, 49 Minuten. 

Wann kommt die Feuerwehr?

Der Einsatz der Feuerwehr ist als kommunale Einrichtung im Hessisches Gesetz über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz (Hessisches Brand- und Katastrophenschutzgesetz - HBKG) geregelt. Somit ist ein Einsatz im Falle von Hochwasser bei akuter Gefährdung gemäß den zusätzlich örtlichen Regelungen vorgeplant und vorgesehen. 

Maßgeblich für die Regelung des Einsatzes bei Hochwasser in Kassel ist die Hochwasserdienstordnung der Stadt Kassel. 

Ab welchen Warnstufen/Pegelständen werden konkret welche Maßnahmen eingeleitet?

Es gibt gemäß Hochwasserdienstordnung für den Bereich der Losse 3 Warnstufen. Die dazu erforderlichen Pegelstände werden im Bereich Helsa kontinuierlich überwacht und automatisch an die Leitstelle der Feuerwehr übermittelt. 

Für jede Warnstufe zugeordnet sind fest definierte Behörden, Ämter oder sonstige Einrichtungen zu unterrichten. Zusätzlich sind verstärkt Wetterauskünfte einzuholen und zu verarbeiten. Diese Abläufe gelten rund um die Uhr. 

Die Führungen der Hilfskräfte und -organisationen werden je nach Einschätzung der möglichen Lageentwicklung ab Stufe 2 zur Vorbereitung auf einen möglichen Einsatz vorinformiert. Zusätzlich werden ab Stufe 2 nach Bedarf vorsorgliche Maßnahmen eingeleitet bzw. organisiert (beispielsweise Befüllen von Sandsäcken). 

Ein Einsatz von Kräften ist in der Regel ab Warnstufe 3 vorgesehen. Hierbei wird lageabhängig nach entsprechenden Erkundungsmaßnahme der Einsatzleitung vor Ort Maßnahmen eingeleitet. 

Für jede Warnstufe sind entsprechend Grenzpegelstände definiert: Bei der Überschreitung des Pegels Helsa von 150 cm wird Warnstufe 1 ausgelöst, bei 180 cm Warnstufe 2 und bei 230 cm Warnstufe 3. 

Die Pegelstände können online eingesehen werden unter:

 http://www.hlnug.de/static/pegel/wiskiweb2/stations/42960105/station.html

Unabhängig von den Vorgaben der Hochwasserdienstordnung leitet die Feuerwehr bei Notrufen und akuter Gefahrenlage unverzüglich Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ein. 

Wie steht es um den Hochwasserschutz an der Losse?

KASSELWASSER befindet sich in enger Abstimmung mit der Oberen Wasserbehörde des Regierungspräsidiums Kassel bezüglich konkreter Hochwasserschutzmaßnahmen an der Losse im Ortsteil Bettenhausen.

Welche präventiven Maßnahmen (Erhöhung von Dämmen/Mauern etc.) plant die Stadt?

KASSELWASSER plant die Errichtung von Ufermauern und Erdwällen entlang der hochwassergefährdeten Bereiche an der Losse in Bettenhausen sowie Erhöhungen der vorhandenen, derzeit nicht ausreichenden Wälle und Mauern. Neben einer Vielzahl von Maßnahmen gegen das Hochwasser soll es z.B. ganz konkret einen Wall um den Dorfplatz und entlang der Lossestraße geben. Diese Maßnahmen befinden sich zurzeit noch im Prüfungsverfahren bei der Oberen Naturschutzbehörde. Da den neuen Erdwällen und Mauern auch Bäume und Gehölze weichen müssen, ist diese Abstimmung aus naturschutzrechtlicher Sicht unbedingt notwendig.

 

Wann werden sie umgesetzt?

KASSELWASSER geht nach heutigem Kenntnisstand davon aus, dass die Maßnahmen gegen das Hochwasser ab Frühjahr 2020 umgesetzt werden können.

 

Wie ist der aktuelle Stand in etwaigen Planungsverfahren?

Der Stand der Planung soll dem Ortsbeirat Bettenhausen direkt nach Abstimmung mit dem Regierungspräsidium vorgestellt werden. Dies ist noch für Sommer 2019 geplant.